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A Thrashumentary

Hier hat der geneigte Metalhead (vorzugsweise Thrasher) die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Bandgeschichte der Bay Area Thrasher Death Angel zu bekommen. Thrash ist ja nach wie vor in aller Ohren und Death Angel nehmen in der Riege des in den frühen 80ern in der San Francisco Bay Area entstandenen Subgenres einen besonderen Platz ein. Die Mitglieder waren bei der Gründung 1982 blutjung – Drummer Andy Galeon ganze 11 Jahre, seine philippinisch-stämmigen Cousins an den Gitarren gerade 14. Noch stark von der NWOBHM geprägt wurde ein gewisser Kirk Hammett auf die rockenden Kids aufmerksam und produzierte kurz nach dem Release von „Ride The Lightning“ ein Demo mit Death Angel, das den Durchbruch im Untergrund brachte. Bereits aus dieser Zeit umfasst die Doku viel Filmmaterial, wenn auch von (dem Alter geschuldeter) bescheidener Qualität.

Das alte Livematerial wechselt mit den Interviews in der Gegenwart, in denen Rob Cavestany (Gitarre), Mark Osegueda (Sänger ab 1984) sowie nahestehende Musiker der Szene die Geschichte von damals erzählen. Unter anderem kommen Chuck Billy (Testament), Gary Holt (Exodus) und Scott Ian (Anthrax) zu Wort. Über die Produktion der ersten Albben, einschließlich des bis heute als prägender Klassiker geltenden „Act III“ wird der Weg der jungen Band gezeichnet und ihr Einfluß auf die Szene herausgearbeitet. Kurz nach der Veröffentlichung des dritten Albums kommt es zu einem folgenschweren Einschnitt in der Bandgeschichte. Bei einem Unfall wird Drummer Andy Galeon schwer verletzt. Der beinahe tödliche Unfall versetzt die Band in einen Schockzustand, der nach dem Ausstieg von Osegueda schließlich zur Auflösung 1991 führt. Dieser Abschnitt der Dokumentation ist mit der interessanteste, da er intime Einblick in das Gefühlsleben der Musiker und ihre Motive gibt, die Band aufzulösen. Dazu gehört auch die sich anschließende „Suche“ der Bandmitglieder, mit der Situation umzugehen und weiter Musik zu machen.

Ein weiterer großer Schwerpunkt wird auf die fast 10 Jahre später folgende, glorreiche Wiedervereinigung gelegt. Ab 2009, mit neuem Line-Up geht die Dokumentation weiter über Einblicke in das Album „Relentless Retribution“ und das anknüpfen an die alten Erfolge. Humorvolle Szenen aus Studio und Torubus zeigen eine Gruppe von Freunden, die nur enger zusammengewachsen sind. Die Touren der letzten 6 Jahre mit erneut viel qualitiativ hochwertigen Live-Material (teilweise ganze Songs) sind harter Scheiß, der jedem echten Thrash-Metaller Pipi in die Augen treibt. Ebenfalls liegt der Veröffentlichung auf einer zweiten Disc das Live-Album „The Bay Calls For Blood“ bei.

Sympathische und talentierte Musiker, in menschlichen Situationen gezeigt bzw. portätiert ist immer noch das beste Rezept für eine gelungene Band-Dokumentation. Das weiß man spätestens seit „Some Kind Of Monster“ von Metallica. Die „Thrashumentary“ unfasst die Bandgeschichte bis in die Gegenwart, mit allen Höhen und Tiefen. Umso mehr Spaß macht es, die mit sich selbst versöhnte Band im letzten Teil des Films auf der Bühne und feixend in den Interviews zu sehen. Das authentische Lachen von Osegueda alleine ist dafür schon der beste Garant. Sehenswertes, ehrliches Zeitdokument über eine begnadete Band aus der „zweiten Reihe“ des Thrash-Metal-Genres.

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