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Death in Venice Beach

Was hat Thomas Manns „Der Tod in Venedig“ mit Punkrock zu tun? Eine Menge – zumindest wenn es um „Death in Venice Beach“ (Fat Wreck Chords) geht, das Zweitwerk von The Bombpops. Sängerin und Songwriterin Jen Razavi las den deutschen Literaturklassiker just in dem Moment, als es um die Betitelung der Platte ging. In der Geschichte um die Härten und Risiken des Künstlerlebens fand sich die Band schließlich wieder, der Albumtitel war geboren.

Musikalisch geht es auf „Death in Venice Beach“ durchaus heiter zu. Dynamischer Skate Punk á la Sum 42 oder Bad Religion trifft lebenslustige California-Sounds, die Bilder von Sonne, Strand und schönen Menschen vor dem inneren Auge vorbeiziehen lassen. Leichtfüßige Riffs paaren sich mit treibenden, tanzbaren Drumbeats, eingängigen Melodien und Jen Razavis neckisch-süßem Gesang.

Widmet sich die geneigte Hörerschaft allerdings den Texten, ist es mit eitel Sonnenschein schnell vorbei. The Bombpops machen ihrem Namen alle Ehre, wenn sie düstere Seelenwelten und bedrohliche Emotionen in locker-flockig-bunte Sounds packen und damit eine explosive Mischung kreieren.

Jen Razavi seziert gemeinsam mit ihren BandkollegInnen gnadenlos ihr Innenleben. Zerstörerische Beziehungen kommen beispielweise im Opener „Dearly Departed“ oder in „In the Doghouse“ unters Messer. „Can’t Come Clean“ setzt sich schonungslos und offen mit Razavis Alkoholsucht auseinander, und „Southbound Stranger“ beweint eine Beziehung, von der nur die Sehnsucht nach der geliebten Person geblieben ist.

Hätten The Bombpops all das nicht in den eingangs beschriebenen Sound verpackt, wäre „Death in Venice Beach“ vermutlich kaum zu ertragen. So entsteht ein spannender Kontrast der zwingt, hinter die glitzernde Fassade zu schauen, was vermutlich nicht zuletzt der Homebase des Quartetts geschuldet ist: L.A., Hochburg des schönen Scheins und der finsteren Abgründe. Müßig zu erwähnen, dass Venice Beach der legendäre Strandabschnitt im Süden des Molochs ist. Wahrlich ein zum Sterben schöner Ort.

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