Evermotion
Was macht eine Band aus, die vor genau 20 Jahren ihr erstes Album veröffentlichte? Welche Ansätze verfolgt sie? Kopiert sie sich selbst oder gelingt es ihr, den eigenen Anspruch so hoch zu halten, um sich stets neu zu erfinden?Bei Guster aus Boston fällt es recht schwer, diese Fragen zu beantworten. Zu Beginn ihrer Karriere Mitte der 90er pflegten die Amerikaner eher ein Image als Öko-Band, getrieben von Akkustik-Gitarren und einem Bongo-Set. Das brachte Guster einen beachtlichen Erfolg in der Indie-Pop-Szene ein. Trotz endloser Tourneen und annehmbarer Kritiken gelang jedoch nie der Schritt aus dem Ruf des Geheimtipps.
‚Evermotion‘ schlägt nun einen neuen Weg ein. Der Vorgänger, ‚Ganging Up On The Sun‘, ist immerhin bereits vor 8 Jahren erschienen. Seitdem hat sich einiges getan. Der Sound ist seitdem voller geworden. Die spärliche Instrumentierung ist durch die klassische Rockbesetzung Gitarren, Bass und Schlagzeug ergänzt worden. Zudem streuen Guster ab und an Piano-Passagen in die Songs ein.
Entstanden ist ein Album, das sich gut und angenehm hören lässt. Hier ist nichts übertrieben, die Songstrukturen gehen ins Ohr. Alles fließt, schert nicht aus, bleibt in seinen Bahnen. Das Tempo ist gemäßigt, Wiegenlied reiht sich an Ballade und halbschnelle Nummern sind an rührselige Liebeslieder gekuschelt. Das ist schon irgendwie schön, schafft es jedoch nicht, so schmerz- oder gefühlvoll zu sein, um eine Gänsehaut auszulösen.
‚Evermotion‘ ist insgesamt eine Platte, die sich gut nebenbei hören lässt, aber für die intensive und spannende Auseinandersetzung mit der Musik bietet das Album einfach zu wenig Reiz- und Reibepunkte. So bleibt im Endeffekt für die Beantwortung der anfänglichen Fragen nur die Erkenntnis: Bemüht, sich nicht selbst zu wiederholen, jedoch fehlt die Konsequenz zur Neuerfindung.