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Claim

Würde es bei dieser Kritik einzig und allein um die musikalische Qualität von Jesper Munk gehen, dann wäre ihm eine glatte 1 nicht zu nehmen. Eineinhalb Jahre nach seinem Debüt hat der Deutsch-Däne jetzt sein Album ‚Claim‘ in die Regale stellen lassen. Eine Vergangenheit als Straßenmusiker lasst sich darauf ebenso wenig wegdiskutieren, wie die Blues-Wurzeln des 22-Jährigen. Die Musik ist unverfälscht, unmittelbar und intensiv, wie kaum ein anderes zeitgenössisches Erzeugnis, abgesehen von irischem Whiskey vielleicht.

Die instrumentale Seite tritt angenehm hinter der Stimme des Ausnahmetalents zurück, mit der Jesper Munk auf jeder Tonlage deutlich und treffsicher an vorderster Front brilliert. Für den Bluesrock könnte er die gefeierte Entdeckung werden, die Amy Winehouse für den Soul war. Einzig ein gleichermaßen frühes Ende wünschen wir dem 22-Jährigen nicht. Ein äußerst feines Gefühl für Rhythmus rundet die Performance ab. Soweit also zum musikalischen Sahnestück.

Betrachten wir das Album jedoch als ganzes, lässt sich ein wenig verschenktes Potential erkennen. Versprechen der Opener ‚Courage For Love‘ und Nummern wie ‚Smalltalk Gentleman‘ noch eine Coolness, die man kaum in Worte fassen kann, bricht die Tracklist zwischenzeitlich mit einigen lahmen Enten ein. Das bringt leider einen Stimmungseinbruch mit sich, als ob der DJ nach ‚Hyper Hyper‘ das ‚Ave Maria‘ einlegt. Wenn Jesper Munk dem geneigten Hörer erstmal um die Ohren schlägt was er drauf hat, dann müssen doch solche Schnitzer wie ‚Soliders Of Words‘ nicht sein.

Verschenktes Potential ist aber dennoch Potential und ‚Claim‘ ist schließlich erst die zweite Veröffentlichung des jungen Künstlers. Insofern lässt er sich selbst die Möglichkeit zur Steigerung, und das ist ja einen optimistischen Blick in die Zukunft wert. Ob man einem 22-Jährigen jetzt Glauben schenkt, wenn er über Frauen, inneres Zerwürfnis, Kokain und Schnaps singt, kann jeder für sich selbst entscheiden. Älter wird er ja von alleine und dass die Jugend heutzutage recht frühreif ist, sagen die Alten ja schon immer. Der Stimme merkt man die wenigen Winter jedenfalls nicht an. Die treffendste Beschreibung für Künstler und Album wäre: etwas sehr Besonderes.

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