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A Spark In The Aether

The Tangent, 2003 als Progressive-Rock-Supergroup unter anderen von Roine Stolt (The Flower Kings, Transatlantic) gegründet, sind naturgemäß dafür bekannt, ihr Line-Up immer wieder mal zu ändern. Mit „A Spark In The Aether“ ist jetzt das bereits achte Studioalbum entstanden, auf dem der erste Bassist Jonas Reingold wieder mit dabei ist, der ansonsten ja ebenfalls bei The Flower Kings für die tiefen Töne zuständig ist. Stolt selbst verliess The Tangent schon im Jahre 2005. Ebenfalls mit an Bord sind wieder Theo Travis (Steven Wilson) und Robert Fripp (King Crimson). Erfahrenes Personal also an Bord, und erwartungsgemäß wird uns ein abwechslungsreiches wunderbares Prog-Album beschert.

Es ist schwer, The Tangent auf einen musikalischen Stil festzulegen, und genau das soll eine gute Prog-Band ja auch ausmachen. So beginnt das neue Album mit dem Titelsong extrem keyboard-lastig und weckt Erinnerungen an die 80er Jahre. E-Piano und Synthies verschmelzen hier zu einem nostalgischen Klanggemälde, das Assoziationen an die guten alten Vorabendserien lang vergessener Tage wach werden lässt. Wie wir später noch sehen werden, macht ohnehin das ganze Album einen sehr cinematischen Eindruck. ‚A Spark In The Aether‘ überzeugt aber auch durch fetzige Gitarren und natürlich Andy Tillisons Vocals. Nach dem eher straighten und groovigen Opener folgt mit ‚Codpieces And Capes‘ der erste Longtrack des Albums. In über zwölf Minuten zelebrieren The Tangent ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. Die prägnante Verwendung der Hammond-Orgel und einprägsame Keyboard-Linien erinnern an Neal Morse und Transatlantic. Prog-typisch werden immer wieder mal das Tempo und der Rhythmus gewechselt, so dass es immer spannend bleibt. Kleine Breaks und Soli sorgen zusätzlich für Laune. Im Track ‚Clearing The Attic‘ überrascht der Einsatz von Flöte und Saxophon, bis es beim rein instrumentalen ‚Aftereugene‘ dann sehr experimentiell wird. Da werden die Gefilde des Jazz gestreift und das Saxophon sorgt für herrlich verruchte melancholische Stimmung.

Höhepunkt des Albums – nicht nur von der über 20minütigen Länge her – ist klar der epische Song ‚The Celluloid Road‘, ein Hommage (oder eine Abrechnung?) an Hollywood und seine Traumfabrik. Film-Nerds dürfen hier gerne einmal mitzählen, welche Filme direkt oder indirekt in den Lyrics zitiert werden. Der Track gipfelt in einem groovig-jazzigen Tribut an die Stadt San Francisco, in der es natürlich filmisch auch hoch her ging: ‚I walked the wharf with James Bond / see Gandalf flip the bridge!‘ Und auch die Trekkies unter uns dürfen sich freuen: ‚The future home of Starfleet / the last home of the whales / a Bird of Prey still rusting beneath your silver waves‘. Musikalisch wird hier eine Vielzahl von Stilen aufgefahren, der Longtrack wechselt immer wieder überraschend von schnellem Rock zu Funk, von Jazz mit groovigen Bläsersetzen zu melancholischem Prog zu fast poppigen Klängen. So etwas hat man selten zuvor gehört. Das Finale von ‚The Celluloid Road‘, eben besagtes ‚San Francisco‘, wurde als letzter Titel noch einmal als eigenständiger Song im Radio-Edit mit handlichen fünf Minuten Länge auf die Scheibe gepackt.

„A Spark In The Aether“ ist ein wahrlich abwechslungsreiches Album geworden, eine kleine Perle des modernen Prog. Viele Überraschungen warten auf den Hörer in diesem Äther, der tatsächlich von nicht nur einem Funken erleuchtet und durchflutet wird.

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