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Ritual

‚Ritual‘ ist der erste Tonträger der deutschen Post-Hardcore-Band LIRR., die sich im Jahr 2014 zusammengefunden hat. Wobei diese Genre-Schublade eigentlich zu kurz greift, denn bei LIRR. kommen viele Einflüsse zur Geltung, die eine genaue Kategorisierung unmöglich machen. Da ist die Theatralik von Touché Amoré, die Kreativität von La Dispute, die Poppigkeit von Balance And Composure und die ausufernden Melodien von Caspian. Post-Everything, wenn man so will. LIRR. klingen daher überhaupt nicht wie eine typisch deutsche Band aus der alternativen Ecke und das ist sehr erfreulich. Sie klingen allerdings auch nicht wie eine bloße Kopie der US-amerikanischen Genre-Größen, sondern erschaffen durch die Kombination der verschiedenen Stile einen ziemlich eigenständigen Sound.

‚Ritual‘ besteht aus den vier Titeln ‚Teeth‘, ‚Skin‘, ‚Floor‘ und ‚Tongue‘, die jedoch tatsächlich ein einziges, zwanzigminütiges Lied mit einem zusammenhängenden Text sind. ‚Teeth‘ baut gleich zu Beginn Spannung durch dramatische Akkorde, einen grollenden Bass und die verzweifelte Stimme von Sänger Leif auf. Was mit einer Melodic-Hardcore-Note beginnt, wechselt ab der Mitte zu ausschweifendem Post Rock, um dann fließend in das seichte ‚Skin‘ hinüberzugleiten, das am Ende durch abgestoppte Gitarren-Riffs die Dramatik wieder anhebt. ‚Floor‘ beginnt mit einem sehr dezentem Schlagzeug und Synthesizer-Untermalung, schnellt dann aber abrupt in die höheren Tonlagen und nimmt an Fahrt auf. ‚Tongue‘ gibt sich etwas versöhnlicher und poppiger. ‚Ritual‘ wirkt wie eine unterhaltsame Episode einer Fernsehserie. Der Einstieg ist spannend, die erste Hälfte baut das Fundament, danach folgt der Höhepunkt und das Ende schließt mit einem erlösenden Moment. Eine perfekte Spannungskurve. Textlich wirkt die EP etwas weniger ausgereift als musikalisch. Hier ist noch etwas Platz nach oben. Ansonsten eine klare Empfehlung für Freunde melodramatischer Klänge und verspielter Melodien.

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