Melvin

2015 – Melvins Jahr der Vorfreude

Für mich sind im nun vergangenen Jahr die ganz großen Dinger ausgeblieben – Ankündigungen gibt es aber schon zuhauf, die die Vorfreude auf 2016 schüren. Gerüchte über neue Scheiben von Tool und Radiohead beispielsweise warten darauf, in den nächsten zwölf Monaten bestätigt zu werden. Motorpsycho werden was neues bringen, Coogans BLuff hauen wieder einen raus, das Desertfest-Lineup platzt bereits aus allen Nähten – man schaue vorfreudig in die Stoner-Zukunft.

RotoR – Vier mit ‚fünf‘ unterwegs

Mit ihrem neuen Album ‚fünf‘ haben RotoR ein völlig neues Kapitel aufgeschlagen. Das Konzept ist auf zwei Gitarren ausgedehnt worden; die Songs haben deutlich an Harmonie gewonnen, ohne dabei ihren Vorschlaghammer-Charakter aus den Augen zu verlieren. Zudem sind die Berliner in der Szene als großartige Live Band bekannt – ein Ruf, dem sie nicht zuletzt auch durch ihr familiäres Mini-Festival ‚Rotormania‘ immer wieder nachkommen. Grund genug also, den Herren im JAZ Rostock mal einen Besuch abzustatten.

Hidden Places

Mit ihrem Albumdebüt ‚Hidden Places‘ verschreiben sich Black Vulpine dem doomigen Stoner Rock mit psychedelischer Note und mechanischer Schwere. Die vierköpfige, geschlechterbalancierte Band aus Dortmund hat durch Touren unter anderem als Support für Kylesa Aufsehen erregt und ihren Namen verbreitet. Seit 2004 existiert diese Formation, doch eine lang andauernde Sukzession war zunächst von Nöten, ehe man sich entschloss, ein Album aufzunehmen. Der nun gefestigte Stil wurde in Form von ‚Hidden Places‘ gepresst und veröffentlicht.

Gefestigt ist in der Tat das prägende Adjektiv dieses Albums. Ein sehr einheitlicher, ja fast kompromissloser Stil ist erkennbar, der sich vielen Einflüssen des Stoner Rocks aber auch des Doom Metals und Psychedelic Rocks bedient. Die Referenz, die schon nach wenigen Minuten eindeutig vorzuweisen ist, ist Queens of the Stone Age. Ein ausgegorener Sound transportiert schwere Grooves, gespickt mit melodiösem Gesang und erzeugt teilweise sogar eine etwas schaurige Empfindung. Die Songs sind rhythmisch ansprechend, haben ein geradezu beeindruckendes Repertoire an Riffs vorzuweisen und beherbergen auch das ein oder andere Break, das dem generell sehr konstant fetten Sound kleine Pausen bietet. Auffallend ist, dass Melodiegeflechte weniger Gitarren- als eher Gesangsbasiert sind. Die Vocals von Sarah Middeldorf sind nicht glatt gebügelt, sie haben Charakter und verleihen die psychedelische Note. Ab und an bleibt ein wenig mehr Intensität in der Stimme zu wünschen um mit dem Instrumentalen mitzuziehen, so ist sie als Gegenpol dazu aber auch nicht fehl am Platz. Das Album rollt nach einiger Zeit mit seinen vier- bis fünfminütigen Tracks relativ träge vor sich hin, fängt sich aber immer wieder und hält den Hörer häppchenweise bei Laune. Wirklich große Überraschungsmomente bleiben aus, richtig verrückte oder gar stilfremde Parts finden sich auf ‚Hidden Places‘ nicht. Im Gegenteil, das Album überzeugt durch eine durchgängige Konstanz, die man entweder mag oder aber auch als zu starr empfinden kann.

Ein eigener, starker Charakter macht die Nordrhein-Westfalen aus. Das Songwriting der beiden Gitarristinnen ist für einen so einheitlichen Stil ausgesprochen gut, Songs basieren nur selten auf Standard-Schemata oder deutlich dominanten Leitriffs, die in der Folge totgespielt werden. ‚Hidden Places‘ ist ein unverkennbares Werk einer langen Schaffensphase mit reiflicher Überlegung und genug Zeit zur Festigung des eigenen Geschmacks und Materials. Bleibt abzuwarten, was Black Vulpine uns in nächster Zeit noch servieren werden und ob ihre Evolution noch weitere Schritte tut. Bis hierher kann sich das Ergebnis sehen lassen.

RAB legen zweites Album nach

RAB, kurz für ‚Rien A Branler­‘ – ‚I don’t give a shit‘ mal von einer Fremdsprache in die nächste übersetzt, heißt die fünfköpfige Stoner-Band aus Frankreich, die mit ‚RAB2‘ nun ihr zweites Studioalbum nachgelegt hat. Verweise auf große Namen der Szene wie Queens of the Stone Age, Truckfighters und Clutch sind durchaus angebracht. Wüstensounds aus…

LSD ON CIA – Neues Album und Tour

Das Dänische Trio, das für ihren experimentell-wahnsinnigen Mix aus alternativ-progressivem Harcore Punk den treffenden Namen LSD on CIA gefunden hat, wird uns am 08.01.2016 mit einem neuen Album überraschen. ‚Celestial Bodies‘ wird es heißen und verspricht nicht mehr und nicht weniger, als dem selbstbetitelten Debüt von Anfang 2014 in Sachen Grenzdebilität noch eins draufzusetzen. Wer…

ROTOR gehen auf ‚Fünf‘-Tour

Mit ihrem neuen Album haben uns die instrumentalen Stonerrocker von Rotor ein gewaltiges Brett um die Ohren gehauen. Ihre kompromisslose Livepräsenz mit Verzicht auf jegliche Objekte wie Lightshow, Ansagen o.ä. gibt es nun wieder auf einer ausgedehnten Tour durch Deutschland, Österreich und die Niederlande zu bestaunen. Die Termine dazu findest du unten. Außerdem: Den Track…

On Emery Street

Sebastian Schwarz darf als eine Art Ingenieur angesehen werden. Der Ort seines Wirkens ist die Emery Street, Montréal, Canada. In einem unheimlichen Reich voll ausgestopfter Tiere, Studioequipment und antikem Mobiliar schweißt Seb Black Stilistiken und Genres zusammen, knüpft Tonbänder und töpfert Schallplatten. Ein autarker Selbstversorger – im musikalischen Sinne.

‚On Emery Street‘ ist ein Album, das jeglichem Konzept trotzt, sich nicht an Regeln hält, wie ein Flickenteppich daherkommt und dennoch überzeugt. Einflüsse aus Blues, Country aber auch von Dark Wave und Industrial sind deutlich zu spüren – und mit sicherheit steckt in Herrn Schwarz auch noch eine gewisse Altpunk-Attitüde. So inkonform das Gemisch an zu Songs geformten Klängen auch sein mag – es transportiert eine eindeutige Stimmung, die zugleich heruntergekommen aber auch wunderschön, beruhigend und bedrohlich, schmutzig und makellos wirkt. Seb Black ist der Bösewicht, der in gesungenen Arien echte Gefühle zeigt, als Gefangener seiner selbst in der Montréaler Zitadelle, in die es zwar reinregnet, aber hin und wieder auch Sonnenstrahlen eindringen. Lyrisch bewegt sich ‚On Emery Street‘ zwischen Emotionalität und gezielter Provokation. Ein gutes Beispiel für letzteres findet sich bei ‚M-16s & Women in Bikinis‘:

‚Jesus was a Hindu, Mary was no virgin and Islam is just another word for slave, Monsanto made a chicken, that’s made from corn, that’s made from plastic from a plane […] don’t hate the players, hate the game‘

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Einen ziemlich heterogenen Brei serviert Herr Schwarz da. Und mag das ein oder andere Stückchen für sich auch nicht die geschmackliche Krönung sein: Es passt ins Rezept und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Ein Eintopf, der ganz viel Persönlichkeit enthält und Potential hat, zu gefallen.

The Unmeant Wedding

Eine dicke portion saftigen Grooves zieht sich durch die neue Kalamahara – EP. ‚The Unmeant Wedding‘ gestaltet sich mit vier Tracks auf knapp 25 Minuten als eine Schnittchenpalette mit angenehm variabler Garnitur aber vor allem mit einem festen Grundstock aus Brot und ordentlich Butter.

Die Leipziger Stoner-Rocker haben wahrlich viel Zeit vor der generationenübergreifenden Plattenkiste verbracht. Sounds sind dabei nicht geklaut, sondern gekonnt angelehnt. Während die ersten beiden Tracks noch relativ schnörkellos ihren Hommage-Charakter an Thin Lizzy, Van Halen oder Led Zeppelin preisgeben und sich oft auf recht minimalistische Grooves beschränken, so ist ab der Hälfte der Motor so richtig warmgelaufen und donnert dem Hörer auf einmal das Titelstück ‚The Unmeant Wedding‘ entgegen.

Eine zunächst beinahe doomige Atmosphäre durch tief brutzelnde Bässe und Gitarren wird durch leichte, flamencoartige Gitarreninterludes ergänzt und fusioniert letztlich wieder zu einem bekannten Aufbau, der allerdings eine bis dahin unbekannt bedrohliche Note trägt. Grenzen beginnen zu verschwimmen, taktwechsel werden eingebaut, eine Orgel tut ihr übriges zur Erweiterung des Klangbilds. Eine Collagenartige Attitüde setzt sich durch, die durch angenehmen Abwechslungsreichtum überzeugt, wobei sich auch das Stilmittel des Wiedereinsetzens des ursprünglichen Themas – nach bereits befürchtetem Verebben des Songs! – guter Verwendung erfreut. Das Thema wird nun voll ausgespielt und ergibt damit ein schlüssiges Konzept.

Beim Titeltrack handelt es sich wohl um das Baby der Band, an dem lang von verschiedenen Seiten herumerzogen worden ist. ‚KrakenKruise‘ an letzter Stelle rundet das Bild der EP mit einem Mördergroove, spacigen Sounds und geheulten Gitarrenduetten ab und sorgt kurz vor Schluss mit einem völlig unerwarteten Rückspulgeräusch und dem Wiedereinsetzen des anfänglichen Bassriffs noch für einen guten Lacher. Replay!

Coogans Bluff, Spidergawd und die Kunst der Dynamik

Zwei norwegische und eine deutsche Band wetteifern an diesem Abend in Hannover um die Gunst des Publikums. Das Cafè Glocksee ist gut gefüllt und gut bedeutet in diesem Zusammenhand nicht bis zu 0,5l-Markierung, sondern bis zum Rand des Humpens. Soup, Coogans Bluff und Spidergawd stehen auf dem Programm.

MONOMYTH auf Tour im März und Juli

Die niederländische instrumental-Stoner Band Monomyth hat mir ihrem zweiten Album ‚Further‘ im letzten Jahr einiges abgeliefert (WS-Bewertung: 2-). Ihre atmosphärischen Klänge, die Hand in Hand mit staubtrockenen Riffs aus der holländischen Wüste eine angenehme und groovige akustische Reise bilden, gibt’s im März und im Juli in einigen, ausgewählten deutschen Städten, hauptsächlich im Rahmen kleinerer Festivals,…