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On Emery Street

Sebastian Schwarz darf als eine Art Ingenieur angesehen werden. Der Ort seines Wirkens ist die Emery Street, Montréal, Canada. In einem unheimlichen Reich voll ausgestopfter Tiere, Studioequipment und antikem Mobiliar schweißt Seb Black Stilistiken und Genres zusammen, knüpft Tonbänder und töpfert Schallplatten. Ein autarker Selbstversorger – im musikalischen Sinne.

‚On Emery Street‘ ist ein Album, das jeglichem Konzept trotzt, sich nicht an Regeln hält, wie ein Flickenteppich daherkommt und dennoch überzeugt. Einflüsse aus Blues, Country aber auch von Dark Wave und Industrial sind deutlich zu spüren – und mit sicherheit steckt in Herrn Schwarz auch noch eine gewisse Altpunk-Attitüde. So inkonform das Gemisch an zu Songs geformten Klängen auch sein mag – es transportiert eine eindeutige Stimmung, die zugleich heruntergekommen aber auch wunderschön, beruhigend und bedrohlich, schmutzig und makellos wirkt. Seb Black ist der Bösewicht, der in gesungenen Arien echte Gefühle zeigt, als Gefangener seiner selbst in der Montréaler Zitadelle, in die es zwar reinregnet, aber hin und wieder auch Sonnenstrahlen eindringen. Lyrisch bewegt sich ‚On Emery Street‘ zwischen Emotionalität und gezielter Provokation. Ein gutes Beispiel für letzteres findet sich bei ‚M-16s & Women in Bikinis‘:

‚Jesus was a Hindu, Mary was no virgin and Islam is just another word for slave, Monsanto made a chicken, that’s made from corn, that’s made from plastic from a plane […] don’t hate the players, hate the game‘

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Einen ziemlich heterogenen Brei serviert Herr Schwarz da. Und mag das ein oder andere Stückchen für sich auch nicht die geschmackliche Krönung sein: Es passt ins Rezept und ergibt ein stimmiges Gesamtbild. Ein Eintopf, der ganz viel Persönlichkeit enthält und Potential hat, zu gefallen.

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