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The World That Was

Temple Of Void - The World That Was

Der Blick auf das Cover der dritten Schwarzrille der Doomster Temple Of Void lässt die Herzen aller Herr-der-Ringe-Enthusiasten höher schlagen. Wer das Quintett aus Detroit kennt, weiß, dass dies auch der wahre Grund für die Auswahl gewesen ist. Doch in Verbindung mit der aktuellen Pandemie, dem Klimawandel und dessen Folgen bekommt gerade der Titel „The World That Was“ (Shadow Kingdom) mit Unterstützung durch die schwerfällige und düstere Musik eine ganz aktuelle Komponente.

Mit fünf Stücken und einem Intro füllen Temple Of Void den Raum zwischen Epic Doom Metal und Death Doom. Dabei setzen sie auf tonnenschwere Riffs und einen schleppenden Beat, der die Songs trotz ihrer Schwere nach vorne treibt. Harmonien und Keyboards sorgen im Verlauf für die notwendige Atmosphäre. Die Spannung in den jeweiligen Liedern entsteht hingegen dadurch, dass die Heaviness und die düstere Stimmung gegen einander ankämpfen. Die urwüchsigen Kompositionen geben einem das Gefühl, als ob die Songs los preschen wollen, aber von einer unsichtbaren Kraft daran gehindert werden. So baut sich ein unterschwelliger Druck auf, der sich auf monströse Weise zu entladen droht, es aber nicht kann. Dies macht den Suspense von Sieben-Minuten-Epen wie den Opener ,A Beast Among Us‘ aus.

Nahezu über die gesamten knapp 40 Minuten geht dieses Konzept auch auf. Doch bei ,Leave The Light Behind‘ versuchen sich Temple Of Void an ruhigeren, post-metallischen Klängen mit wehmütigen Vocals und übermäßigen, spacigen – völlig unpassenden – Synth. Dies funktioniert überhaupt nicht und stellt einen jähen Bruch dar, der den bedrohlich Tonus auf „The World That Was“ komplett zu Nichte macht. Zwar findet die Band nach den sieben irritierenden Minuten inklusive eines akustischen Intros wieder zu ihrem Thema und ihren Stärken zurück, doch das Hörerlebnis ist trotzdem nachhaltig getrübt. Als Ausklang wäre ein solcher Song zu ertragen gewesen, aber mitten im Zentrum der monolithischen Performance lässt er die Spannung fast komplett einbrechen. Danach fällt es schwer, wieder in die Welt von Temple Of Void einzutauchen und sich weg treiben zu lassen, obwohl die beide letzten Songs wieder von erlesener Qualität sind.

Im Großen und Ganzen ist sich die Doom-Kapelle aus Motorcity treu geblieben, hat sich mit ihrer Experimentierfreudigkeit aber keinen Gefallen getan. „The World That Was“ hätte ein bärenstarkes Album sein können. Dank einer Fehleinschätzung des eigenen Könnens ist ein ganzheitliches Hörerlebnis kaum möglich. Der Songs mindert den Wert des Albums, wie zu viele Werbepausen einem spannenden Spielfilm um seinen Gesamteindruck berauben.

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