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My Arms, Your Hearse (Re-Release)

Das Drittwerk der Schweden Opeth, ursprünglich im August 1998 gut zwei Jahre nach dem Vorgänger „Morningrise“ veröffentlicht, wurde im Rahmen des Aufkaufs des Original-Labels Candlelight Records durch Spinefarm Records (Universal) Ende 2016 neu aufgelegt und ist erstmals seit einer Weile wieder auf Schallplatte erhältlich.

„My Arms, Your Hearse“ ist das erste Album mit Martin Lopez an den Drums. Nach den Aufnahmen (bei denen Akerfeldt den Bass einspielte), stieß noch dessen uruguayanischer Landsmann Martin Mendez als neuer Mann am Tieftöner zur Band, das in diesem Line-Up bis zu „Ghost Reveries“ (2005) stabil bleiben sollte. ‚My Arms, Your Hearse“ ist auch das erste Konzeptalbum der Schweden. Die Texte erzählen von einem Verstorbenen, der als Geist den Schmerz der Trennung von seinem bisherigen Leben verarbeiten muss.

Stilistisch hebt sich das Album deutlich von den beiden Vorgängern ab. So blieben die Songs beispielsweise alle unter einer Länge von zehn Minuten und man spürt auch am Schlagzeug, daß die Band ein neues Mitglied hat. Der Gitarrensound klingt professioneller und auch nochmals düsterer und Akerfeldt hat erstmals auch beim Gesang eine große Weiterentwicklung erarbeitet. Der Bandleader hielt schon damals nichts von Stagnation und dem Bedienen von Klischees und dieses Gefühl hat sich hier bereits das erste Mal als richtig erwiesen, nachdem sich Opeth auch später immer weiterentwickelten, ohne ihren völlig eigenständigen Sound aufzugeben. Das Album wurde unter anderem als eine „Black Metal Version von The Dark Side of the Moon in seiner ganzen Pracht“ und als ein „Meilenstein des 90er-Jahre Extreme Metal“ bezeichnet. Auch wurde der sehr stimmige Fluß von einem Song zum nächsten vielfach gelobt.

Der Einstieg ins Album ist sanft (Instrumental ‚Prologue‘), doch schon mit der nur 80-Sekunden-Nummer ‚April Etheral‘ explodiert das schwarze Todesmetall förmlich. ‚When‘ zeigt die Band dann in gewohnter Souveränität: Psychedelisch-Progressiv in den ruhigeren Momenten, pechschwarz in den härteren – und beides perfekt verflochten. Der eruptive Übergang vom Bass-Instrumental ‚Mardigal‘ zu ‚The Amen Corner‘ jagt einem einen heftigen Schreck ein, dann geht Akerfeldt etliche Stockwerke tiefer mit seiner Stimme. Die tiefen Growls zu den ansonsten nicht besonders Death-Metalligen Songs ist ein weiteres Charakteristikum von Opeth. Die Gitarren schwurbeln über Berg und Tal, der Beat ist unerbittlich und die Atmosphäre einmalig. Die Gitarrensoli von Peter Lindgren fesseln mit ihrer Dominanz, die gleichzeitig verspielt ist. In ‚Demon of the Fall‘ klingt Akerfeld tatsächlich dämonisch, sind seine Growls noch zusätzlich verzerrt. Ein Meisterhafter Progressive-Death-Metal-Song, der auch noch 2016 bei Liveauftritten seine Fans hat. ‚Credence‘ kühlt den Zuhörer mit seinen verträumten Folk-Anklängen wieder herunter, bevor ‚Karma‘ mit Stakkato-Drums wieder alle Entspannung in perfekter Todesmetall-Maniert zertrümmert. Mit dem vierminütigen ‚Epilogue‘ klingt das Album sehr rund aus, das viele Kenner als bestes Opeth-Album neben beziehungsweise nach „Blackwater Park“ bezeichnen.

Die beiden spannenden enthaltenen Bonustracks mit Coverversionen von Celtic Frosts ‚Circle of the Tyrants‘ und Iron Maidens ‚Remember Tomorrow‘ waren auf der 1998er-Originalversion noch nicht enthalten, sondern erstmals bei einer Wiederveröffentlichung von Candlelight, nachdem Opeth zu Peaceville Records gewechselt waren.

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