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Die Autobiographie: What Does This Button Do?

Bruce Dickinson ist der Metal-Fangemeinde besonders als charismatischer und stimmgewaltiger Frontmann von Iron Maiden bekannt. Doch das war dem Briten, der in diesem Sommer 60 Jahre alt wird, noch nie genug. Mit charmantem, englischen Understatement, Wortwitz und Selbstironie erzählt der bodenständige Tausendsassa sein ereignisreiches Leben ausgehend von seiner einfachen Kindheit im Mittelengland der 1960er Jahre. Prägender Einschnitt und Grundlage für die spätere Rebellion nicht nur als Rockmusiker sind die harten Schuljahre im autoritären Internat, von dem er schliesslich kurz vor dem Abschluss fliegt.

Unbeirrbar zielstrebig beginnt er als Teenager Musik zu machen, möchte zunächst Schlagzeuger werden und landet eher zufällig am Mikrofon. Nach ersten Erfolgen bei Samson löst er schliesslich 1981 nach einigem Hin und Her (das im Buch sehr plastisch beschrieben wird) Paul Di Anno als Sänger von Iron Maiden ab. Kurz nach seinem Einstieg gelingt der Band mit ihrem dritten Album „The Number of the Beast“ der grosse Durchbruch.

Neben Hintergrundgeschichten zu den Produktionen der folgenden Maiden-Alben und auch seiner Solo-Karriere der Neunziger-Jahre erzählt Dickinson plastisch und mitreissend von seinen zahlreichen und wechselnden Leidenschaften abseits der Musik, die er mit atemberaubender Disziplin „nebenher“ auf die Beine stellt. Vor allem das Fechten und das Fliegen, aber auch andere Projekte, geben dem Sänger auf langen Tourneen und während kritischen Phasen der Bandgeschichte über Jahre hinweg ein wichtiges Gegengewicht, ohne das die Karriere des Musikers vermutlich anders verlaufen wäre.

Emotionale Höhepunkte des Buches sind die abenteuerlich-surreale Reise zu einem Solo-Konzert nach Sarajevo während des Jugoslawien-Krieges und die Schilderung der Krebserkrankung und -therapie im Jahr 2015. In diesen beiden Kapiteln verdichtet sich der willensstarke und doch gefühlvolle Kern der Persönlichkeit Dickinsons besonders greifbar und emotional. Gänzlich unerwähnt bleibt dagegen die Familiengründung, was leider eine sicherlich sehr interessante, persönliche Facette dieses ungewöhnlichen Lebens vermissen lässt. Auf den 440 Seiten wird aber auch ohne die Skizzierung der Rollen als Vater und Ehemann glasklar, was für eine faszinierende, lebensbejahende Persönlichkeit Bruce Dickinson ist. Dieser Mann ist nicht einfach nur ein berühmter Rockstar, sondern ein Mensch, der keine Grenzen akzeptiert und aus dessen unglaublicher Lebensgeschichte auch jeder, der sich nicht für Rockmusik interessiert, viel über das Leben lernen kann.

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