Progeny: Highlights From Seventy-Two
Es ist wohl kaum noch zu überblicken, wieviel Progressive-Rock-Bands die Genre-Urgesteine Yes als eine Ihrer Inspirationen benennen. Kaum eine andere Band war so stilprägend für ein gesamtes Genre wie die legendäre britische Formation um Chris Squire, der als einziges Gründungsmitglied auch heute noch aktiv am Bass steht. Gerade Anfang der 70er befanden sich Yes in einer sehr wichtigen Schaffensphase, in der die überaus wegweisenden und wichtigen Alben „The Yes Album“, „Fragile“, das Live-Album „Yessongs“ oder auch „Close To The Edge“ entstanden.
Aus genau dieser Zeit stammen die wiederentdeckten und von Brian Kehew neu abgemischter Live-Aufnahmen, die jetzt veröffentlicht werden. Sieben Konzerte aus dem Jahr 1972 sind auf insgesamt 14 CDs erschienen, wobei das hier vorliegende Doppelalbum „Progeny: Highlights From Seventy-Two“ quasi ein „Best Of“ dieser Live-Shows darstellt, und gleichzeitig ist es damit auch eine Art „Best Of Yes“ der damaligen Schaffensperiode. In der Besetzung Jon Anderson (Gesang), Steve Howe (Gitarre), Chris Squire (Bass), Rick Wakeman (Keyboards) und Alan White (Schlagzeug) spielen – ja: zelebrieren – Yes einen Querschnitt durch ihr damaliges Repertoire mit Klassikern wie ‚Close To The Edge‘, ‚I’ve Seen All The Good People‘ oder ‚Roundabout‘. Von den typischen einleitenden Orchesterklängen von Igor Strawinskys „Feuervogel“-Suite bis zum epischen Longtrack ‚Yours Is No Disgrace‘ bieten die beiden Silberlinge auf knapp 100 Minuten einen hervorragenden Sound und fangen die Live-Atmosphäre der Auftritte ausgezeichnet ein. Ein gutes Live-Album soll die Performance einer Band optimal einfangen, soll Atmosphäre bieten und die Hörer am besten direkt in die Konzerthalle versetzen. All dies schafft „Progeny: Highlights From Seventy-Two“ spielend. Der remasterte über vierzig Jahre alte Sound wirkt frisch und druckvoll mit solidem Bassfundament und feinen Höhen. So muss altes remastered Live-Material klingen.
Ein besonderes Highlight ist ‚Mood For A Day‘ / ‚Clap‘ mit einem wunderbaren ausgedehnten Solo von Steve Howe auf der akustischen Gitarre. Die langen Titel lassen wie gewohnt allen Bandmitgliedern viel Platz für Improvisationen und Soli. Natürlich steht diese hervorragende Live-Platte auch in Konkurrzen zum ersten Livealbum der Band, dem 1972 erschienenen schon genannten Klassiker „Yessongs“. „Progeny“ enthält keine Songs, die nicht schon auf besagten „Yessongs“ enthalten gewesen wären. Dennoch lohnt sich der Kauf des neuen Albums insbesondere für Fans, gibt es doch immer wieder interessante Interpretationsunterschiede bei jeder einzelnen Performance. Durch die neue Abmischung und ein insgesamt breiteres Stereopanorama weiß „Progeny“ ebenfalls zu begeistern. Für Fans ist das neue Album damit ein Pflichtkauf, und alle anderen Progrocker, die sich gerne einmal mit der Legende Yes beschäftigen möchten, finden hier eine gute, wenngleich auch nicht vollständige Übersicht über das Live-Repertoire von 1972. Damit ist dieses Doppelalbum eine wunderbare Zeitreise zu den Wurzel des Progressive-Rocks geworden.