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Rockland

„Rockland“ – weilen wir bislang nicht alle gerne dort? Der Name könnte Programm sein für viele Bereiche der Whiskey-Soda-Redaktion, aber auch für viele Bands oder Rockalben. Und doch ist es der Titel der neuesten Veröffentlichung der norwegischen Damen von Katzenjammer. Und da ist naturgemäß nicht nur Rock drin, sondern auch ganz viel Country, Folk, Blues, Pop und vor allen Dingen jede Menge Spaß und Spielfreude.

2011 schaffte es das Vorgängeralbum des skandinavischen Frauenquartetts „A Kiss Before You Go“ bis auf Platz sieben der Media Control Charts, und es dürfte relativ sicher sein, dass auch „Rockland“ eine ähnlich hohe Platzierung erreichen wird. Ein persönliches Album sollte es werden, dieses „Rockland“, haben die vier Damen doch jede einzeln eine Reihe von Songs geschrieben, nachdem sie zur Inspiration in die verschiedensten Teile der Welt gereist waren. Eigenes Songwriting diesmal also, und so versprühen die elf Songs in bester Katzenjammer-Manier sowohl Country und Bluegrass direkt aus Nashville, als auch eine gehörige Prise Swinging London und Pariser Chansons. Was sich im ersten Moment nach einer merkwürdigen Mischung anhört, wird von Katzenjammer gekonnt zu einem mitreißenden appetitlichen Cocktail gemixt, der in kein Genre passt und doch hervorragend mundet.

Die Songs werden wieder überwiegend von Akustik-Gitarre, Bass, Banjo, Mandoline, Ukulele und Balalaika getragen, aber auch Glockenspiel, Akkordeon und Klavier sind wieder mit an Bord. Vermisst wird eindeutig die Trompete, die den früheren Alben noch eine besondere zusätzliche Note verliehen hat. Der Sound des von dem Australier Victor Van Vugt produzierten Albums ist warm und direkt und frei von irgendwelchen Effekten, was der Platte wieder einen schönen bodenständigen Touch verleiht.

Die Katzen jammern den Blues – Nummern wie der Opener ‚Old De Spain‘ oder der langsame Rocker ‚Driving After You‘ zeigen die Damen in ungewohnt bluesiger Stimmung, was hervorragend zu den vier Norwegerinnen passt. Aber auch fröhliche Tanzmusik mit Jazz- und Chanson-Elementen gibt es zu entdecken. Country und Folk sind vorhanden und laden zum föhlichen Mithüpfen ein. ‚Oh My God‘ ist eine rhythmusgetriebene Nummer mit Spechgesang, die musikalisch von Bass, Schlagzeug und Akkordeon getragen wird. ‚Oh my God / I see a policeman is coming after me / ‚cause he knows I’m breaking bad‘. So ganz möchte man den Damen das Bad-Girl-Image aber doch nicht abnehmen, das sie hier präsentieren möchten. ‚Now I’m the alpha dog / and you’re the beta baby‘.

Aber sei’s drum, am besten sind Katzenjammer eh dann, wenn es um gute Laune und Spielfreude geht, und beides ist auf „Rockland“ vorhanden, auch wenn es unterm Strich etwas ruhiger und weniger rockig als auf den beiden Vorgängeralben zugeht. Die schon vorab als Single veröffentlichte Nummer ‚Lady Grey‘ kann sofort durch eingängige Melodien und swingende Verspieltheit überzeugen. Sofortiges Mitwippen und gute Laune sind vorprogrammiert.

Das schnelle ‚My Dear‘ erinnert musikalisch an die letzte Hitsingle ‚I Will Dance (When I Walk Away)‘. Der Titeltrack klingt schließlich ganz anders, als man es erwartet hätte – und doch ist auch dieser Song eine Nummer, die man sich so schnell wieder aus dem Gehörgang bekommt. ‚Rockland‘ ist nämlich kein schneller Rocker, sondern beginnt als langsamer und fast intimer Song mit gedämpftem Gesang: ‚I am with you in Rockland / it’s true that we just had to be friends‘. Ja, im Rockland sind wir doch alle Freunde, ganz gleich, ob wir nun Rocker, Popper, Folker oder Countryfan sind. Zumal sich der Titel ‚Rockland‘ auch gar nicht zwingend auf schnelle laut Rockmusik bezieht. Der Song basiert nämlich auf Allen Ginsbergs Gedicht „Howl“. Darin war „Rockland“ die Bezeichnung für eine psychiatrische Klinik. Die Band erklärte, dass es um das Konzept der Individualität gehe und darum, ein Outsider zu sein. Rockland ist das Synonym für eine Seifenblase, in der sich Band und Hörer gemeinsam befinden. Hier sind die Regeln anders als im Vergleich zum Rest der Welt. Ja, in diesem Rockland hält man sich gerne auf.

Wie schon die Vorgängeralben, ist auch „Rockland“ kein Katzenjammer geworden, sondern vielmehr das neueste Produkt einer unglaublich vielseitigen Band, die es versteht, mit jedem Song eine ganze Wagenladung guter Laune, Stimmung und groovende Rockability zu servieren.

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