
Der nächste Super-Sommer wirft seine Schatten voraus. Leichte Sneaker, Shorts, lockere Shirts und die Sonnenbrille sind bereit gelegt. Doch genießen können wir das Spektakel nur im Schatten oder mit einer Menge Chemie auf der Haut, um nicht zu verbrennen. Ist es das was wir wollen? Es ist an der Zeit, innezuhalten und ein mal darüber nachzudenken. Die meditative Untermalung dazu steuern Big | Brave aus Montreal dazu.
Ihr viertes Album „A Gaze Among Them“ liefert bodenständigen Bombast und ungefilterte Wehmut. Fünf Songs in knapp vierzig Minuten präsentieren fuzzige Gitarren, Feedback, Drone und knackiges Drumming mit dem Hall und dem Charme einer riesigen Industriehalle. Im Gegensatz zu diesem Lärm steht der hohe, entrückte Gesang von Robin Wattie. Sie versucht verzweifelt gegen den Lärmpegel anzukämpfen und wirkt daher teilweise schon fast hysterisch.
Auf jeden Fall schaffen Big | Brave durch diese Gegensätze eine Atmosphäre zwischen Hoffnungslosigkeit und Trance. Endlose erscheinende Wiederholung derselben Themen verstärken dieses zerbrechliche und hypnotische Spannungsfeld. Neben dem doomigen Grundton und noisigen Passagen weiß das Trio auch zu grooven, sodass die teilweise zehn Minuten langen Songs abwechslungsreich und interessant bleiben. Mit Effekten deformieren sie hin und wieder die Songs, entstellen diese aber nicht. Der ungekünstelte und leicht geistesabwesende Gesamteindruck bleibt einheitlich über die Spieldauer erhalten.
„A Gaze Among Them“ ist wieder mal ein Werk, mit man sich beschäftigen muss und das nicht immer funktioniert. Partytauglichkeit ist ihm vollkommen abzusprechen. Als Hintergrundmusik für einem netten Sit-in ist die Musik zu schwerfällig und bedrückend. Sie ist zum Treibenlassen und in sich gehen eher geeignet. Aber auch live können Big | Brave, wenn man sich die mächtig vibrierenden Schallwellen, die sie aussenden, vorstellt, eine physisches Erlebnis sein.