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Uppers

Wer in den letzten paar Jahren nicht ganz ignorant gegenüber Post-Punk made in UK war, wird sich beim Anlaufen von „Uppers“ (Sub Pop) sehr bald denken, das doch irgendwie schonmal gehört zu haben. Ja, TV Priest hauen in die gleiche Kerbe wie Idles. Damit ist ihnen der Weg geebnet und das Publikum angefixt genug, um es nicht lange bitten zu müssen.

Was nicht heißt, dass TV Priest es sich bequem machen würden. Sie haben ihren eigenen Kopf, sind unmittelbar und noch nicht so berechnend – das ist oft das Schöne an Debütalben. Die vier Londoner kennen sich seit Schulzeiten, sind aber erst Ende 2019 als Band zusammengekommen. Viel Zeit, sich live auszuprobieren, hatten sie noch nicht. Die Pandemie verhinderte das Warmspielen auf der Bühne. Im Studio allerdings gab es keine Zurückhaltung.

„Uppers“ heißt nun das Ergebnis. Auch wenn es auf einer gerade angesagten Welle reitet, ist es wenig gefällig. TV Priest präsentieren sich experimentierfreudig in Sachen Arrangements. Da muss nicht immer die ganze Band zusammenspielen. Oft begleiten den Gesang nur ein oder zwei Instrumente, die minimalistisch vor sich hin frickeln oder schrammeln – wie es die aktuelle Laune gerade hergibt. Dabei bleibt man mitunter bewusst disharmonisch. Es gibt bei TV Priest offenbar mehrere Egos, die ihren exklusiven Platz im Song selbstbewusst einnehmen.

Das gilt auch und vor allem für die Vocals von Charlie Drinkwater, die sich irgendwo zwischen Gesang und Rezitation bewegen und gern theatralisch geben. Für „Slideshow“ etwa standen gut hörbar Iggy Pop und dessen extrovertierte Attitüde Pate. Die Songs von „Uppers“ sind insgesamt rau; mal fordernd und mal abweisend. In jedem Falle aber einnehmend. Wie so einigen neueren britischen Bands gelingt es auch TV Priest, den und die Hörer*in gleich beim ersten Durchgang aus der Komfortzone herauszulocken. Allerspätestens mit „This Island“ sollte dann jedem/r klar sein, dass wir es hier mit einem Album zum Oft-Hören, zum Aufregen und zum Abreagieren zu tun haben.

Zum Ende hin kommt sogar immer mehr Melodie und Struktur in die Stücke. Ganz so, als wollten TV Priest die Hörenden zunächst testen, was sie abkönnen, um sie dann mit wirklichen stimmigen, fast hymnischen Songs zu belohnen. Auch wenn sich der Sound der britischen Inseln in Sachen härterem Post-Punk mit stark politischer Ausprägung langsam etwas zu nivellieren beginnt, macht es doch echt Spaß, „Uppers“ zuzuhören. Denn da steckt großer Elan drin, der hoffentlich noch für einige weitere Alben ausreicht.

 

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Cargo Records

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