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Live In Wacken

Auch wenn Bassist Dennis Ward bereits verkündet hat, daß Unisonic weiterbestehen werden, kann man durchaus behaupten, daß mit der anstehenden Helloween-Reunion und dem Ausstieg von Drummer Kosta Zafirou die Zukunft der Band doch zumindest auf etwas wackligen Füßen steht. Die Veröffentlichung eines Livealbums nach gerade mal zwei Studioalben trägt da nicht viel zur Beruhigung bei – werden diese doch nicht selten zur Vertragserfüllung genutzt.

Dabei macht „Live In Wacken“ eigentlich hauptsächlich eines deutlich: der Verlust von Unisonic in ihrer derzeitigen Form wäre durchaus schmerzhaft. Denn auch wenn die Studioalben gelegentlich noch ein wenig nach Projekt klangen, auf der Bühne erwacht das Material hörbar zum Leben. Ob Helloween-lastige Melodic-Speed-Kracher wie ‚For The Kingdom‘ und ‚Your Time Has Come‘, Hardrocker wie ‚Star Rider‘ und ‚Exceptional‘ oder AOR-lastiges Marke ‚When The Deed Is Done‘, jeder einzelne Song schlägt sein Studiopendant um Längen. Eben auch, weil im Gegensatz zu den etwas zu glatten Originalen hier die Eigenheiten der Musiker deutlicher herauszuhören sind. Die traumwandlerisch sichere Groovemaschine Zafirou/Ward, der rock’n’rollige Hansen-Stil, Mandy Meyers filigrane und gefühlvolle Melodielinien – und natürlich in Michael Kiske einer der besten Sänger der Metalwelt. Da stechen plötzlich die beiden Helloween-Klassiker ‚A Little Time‘ (mit ‚Victim Of Changes‘-Snippet) und ‚March Of Time‘ gar nicht mehr sonderlich aus dem Restmaterial heraus.

Jeder, der mit den beteiligten Musikern auch nur ansatzweise etwas anfangen kann, muss dieses Album in seine Sammlung aufnehmen – auch gerade die, die den Studiokatalog nicht allzu prickelnd fanden. Das volle Potenzial des Materials und der Band offenbart sich nämlich erst hier – Unisonic wirken auf „Live In Wacken“ ein gutes Stück frischer und zwingender als die letzten Gamma Ray-, Kiske-, Krokus– und Pink Cream 69-Veröffentlichungen und stellen sich als Kandidaten für die heißeste Melodic Metal-Truppe der letzten Jahre auf.

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