|

World Of Fear

Neoklassischer Metal mit einer Schippe Progressive und einem gehörigen Schluck melodischem Powermetal ist genau dein Ding? Dann ist dieses Album, diese Band für dich! Vindictiv aus Schweden um Bandleader und Gitarrist Stefan Lindholm legen mit „World Of Fear“ ihr viertes Album seit der Bandgründung von 2004 vor. Trotz wundervollem Songwriting mit dem gewissen Gespür für eingängige Melodien, spektakulären, schier endlosen Gitarrensoli und zahlreichen, namhaften (Gast)musikern der europäischen Metalszene gilt die Band immer noch als Geheimtipp mit einer eher überschaubaren Fangemeinde. Unverständlicherweise.

Das Album eröffnet mit dem treibenden Beat von ‚The Prophecy‘, einem Mini-Solo von Lindholm und der Stimme des neuen Sängers Mark Boals. Der hat sich seine Sporen u.a. bei Yngwie Malmsteen und Dokken verdient und passt mit seiner Powermetal-Stimme stilistisch wieder besser zur Band als der Vorgänger Marco Sandron. Bereits der erste Song hat ihn wieder, den fantastischen und für Vindictiv typischen Mix aus kraftvollem Metal, toller Melodie und technischer Finesse – nicht nur an der Gitarre. Und bei ‚Why‘ kreuzen Lindholm und Keyboarder Pontus Larsson auch wieder die sinnbildlichen Klingen an ihren Instrumenten. ‚Clay‘ bewegt sich im Midtempo-Bereich und hat einen etwas erdigeren Klang – kein Wunder bei dem Titel.
Schlagzeuger ist auf dem vierten Vindictiv-Opus niemand geringerer als Marco Minnemann und nicht nur bei diesem Song zeigt der Deutsche meisterhaft, dass er mit seinen Beats die Stimmung eines Songs markant mitzuprägen in der Lage ist. Auch beim Titelsong ist der Name Programm: Der beklemmende Song thematisiert inhaltlich etwas pathetisch die aktuelle Weltlage und spielt auf Großkonzerne, Politik und Medien an. ‚Day‘ zeichnet sich zunächst durch einen ungewöhnlichen Rhythmus aus, doch auch hier kann und will Lindholm die Eroberung der Ohren der Hörer nicht sein lassen – einmal mehr ein Refrain, den jeder ruckzuck mitsingen kann. Das Ausrufezeichen zum Schluß setzt die Cover-Version des fast sechsminütigen Malmsteen-Instrumental-Shredder-Song ‚Far Beyond The Sun‘. Der Meister verbeugt sich vor dem Großmeister.

Beim direkten Vorgänger „Cage Of Infinity“ (2013) hatte Lindholm noch selbst das Herunterfahren der progressiven Elemente sowie „mehr Härte“ im Stil von Iron Maiden oder Judas Priest konstatiert. Im direkten Vergleich zum hervorragenden „Ground Zero“ von 2009 hatten auch die Keyboard-Gitarren-Battles deutlich abgenommen. Sieht man die beiden Vorgänger an, dann ist „World Of Fear“ eine Rückbesinnung zu den Vorzügen von „Ground Zero“. Und weil hier eine der Stärken von Vindictiv liegen, ist Album Nummer vier auch wieder besser geworden als der direkte Vorgänger – und der war beileibe nicht schlecht. „World Of Fear“ ist so gesehen die natürliche Synthese der beiden Vorgänger. Gitarrensoli satt, aber auch eine etwas dunklere Klangfarben als auf „Ground Zero“. Ëin Hervorragendes Album für Fans von gitarrenlastigem Metal wie Symphony X, Dragonforce und natürlich Yngwie Malmsteen.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar