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The Worrying Kind

Manchmal dauert alles etwas länger. Das Debütalbum „The Worrying Kind“ der dänischen Rocker von Get Your Gun ist in ihrer Heimat bereits im letzten Jahr auf den Markt gekommen, aber bei uns erst jetzt offiziell erhältlich. Warten mussten wir auf ein Album voller düsterer Momente, voller melancholischem bluesgeschwängertem Stoner Rock, eine Platte mit Countryfolk und eine gehörigen Prise Doom.

Die Brüder Andreas und Simon Westmark legen auf ihrem ersten Longplayer gemeinsam mit Soren Norgaard sieben düstere Tracks vor, die ihre dunkle Stimmung überwiegend durch den an Nick Cave erinnernden Gesang erhalten. Der Opener ‚Black Book‘ gibt ein eher gemächliches Tempo vor, das zum langsamen Headbangen einlädt. ‚Sea Of Sorrow‘ wird noch langsamer, die dunklen Wellen treiben uns Schwimmer weiter hinaus in die Nacht. Ist Gothic Country ein Genre? Wenn nicht, müsste man es für Get Your Gun wohl erfinden. Die Bluesparts wecken hier keine Assoziationen an leere Wüsten oder neonbeleuchtete Biker-Bars. Nein, „The Worrying Kind“ beschwört andere Bilder im Kopf herauf: Karge skandinavische Landschaften, vereiste Flüsse, weites und verschneites Ödland.

Das insgesamt sehr langsame Tempo lässt dieses Album zwar zur falschen Wahl für muntere Bluesrocker werden, sollte aber alle begeistern, die es auch mal langsamer angehen lassen möchten. Melancholisch jault und vibriert die Gitarre im spärlich instrumentierten Titeltrack, das Schlagzeug hält sich zurück, und Schmerz und Einsamkeit hallen aus der markanten Gesangsstimme wider. Wenn es zwischendurch mal lauter wird, dröhnt vor allen Dingen der Bass, und bei ‚Call Me Rage‘ wird es dann hardrockig-treibend. Get Your Gun beweisen damit, dass wir Dänemark als Land der jungen Rockstars auf jeden Fall im Blick behalten sollten. Die Dänen schlagen in eine ganz anderen Kerbe als ihre Kollegen und Landsleuten von Go Go Berlin, bilden quasi einen dunklen Gegenpol und geben sich musikalisch blueslastiger und in den lauten Momenten auch eine Spur aggressiver. Der Herbst ist gekommen. „The Worrying Kind“ ist die ideale Untermalung für dunkle Abende und durch die Straßen wehendes Laub. Nur Vorsicht ist bei allen geboten, die unter Depressionen leiden. Die dunkle Gesamtstimmung der Musik ist nicht hilfreich, diese zu lindern. Alle anderen dürfen bedenkenlos abtauchen.

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