Spirit Crusher
Es gibt Menschen, die müssen sich ohne jegliche Zwänge und Kompromisse ausleben können. Christoffer Öster aus Dalarna, in der mittelschwedischen Provinz liegend, hat auf jeden Fall dieses Bedürfnis in Form eines Ein-Mann-Projekt namens Dödsrit. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr macht der junge Mann, was er musikalisch für das Richtige hält. So sehr er mit „Spirit Crusher“ zwischen vielen unterschiedlichen Stühlen Platz nimmt, so ganz daneben liegt er nicht.
Er wirft klassischen Black Metal, düster-romantischen Post Metal und bollernden Crust Punk in einem Kupferkessel und rührt mächtig darin herum. Was heraus kommt, ist in erster Linie ein äußerst atmosphärisches Hörerlebnis, was nicht nur an dem tiefen Hall der vier ausufernden Kompositionen liegt. Lange stimmungsvolle Instrumentalpassagen gleiten durch den dunklen Raum, werden durch bombastischen Black Metal und nach vorne preschenden D-Beat abgelöst, gegen die die Ambivalenz von kehligen Vocals und wütendem Gebrüll ankämpft. Im ersten Durchgang denkt man, solch ein Gebräu bereits mehrfach gehört zu haben, aber je mehr man sich mit „Spirit Crusher“ befasst, desto mehr entdeckt man die feinen Melodielinien, die Öster miteinander verwebt und damit eine wohlige Tiefe erzeugt, die schon fast meditative Momente besitzt.
Die 45 Minuten sind mit vielen kompositorischen Finessen angereichert, die einen fesseln und mitreißen. Die verwendeten Klischees werden nie überstrapaziert, sondern immer rechtzeitig von neuen Strukturen abgelöst, so dass Freunde der genannten Stile ihre wahre Freude haben werden. Für ein Ein-Mann-Projekt ist nicht nur die Arbeit an den Saiten à la bonheur, sondern auch das Drumming ist (wenn auch ohne große Fills) effektiv eingesetzt. Christoffer setzt mit Dödsrit die von ihm favorisierten Versatzstücke bestmöglich zusammen und kreiert ein in sich stimmiges Album, das von seiner düsteren Atmosphäre lebt. Das dunklel-violett-farbene Artwork setzt den spirituellen Aspekt Dödsrits auf einfache, aber passende Art und Weise um.
„Spirit Crusher“ ist alleine im stillen, dunklen Kämmerlein über Kopfhörer zu genießen, denn für den Weg zur Maloche im Bus oder im Auto oder gar zum Staubsaugen sind die vier Stücke viel zu schade. Schade auch, dass sie wohl nie den Weg auf die Bühne finden werden.