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Magnifique

Ohne Gesang kann man es weit bringen. Ratatat beweisen das seit Jahren. Und der ganz große Charterfolg muss auch nicht ausbleiben. So sind Mike Strout und Evan Mast spätestens seit ihrem großen Coup mit Kid Cudi und ‚Pursuit of Happiness‘ oder ihren zahlreichen Remixen bekannter Songs ein Name im Geschäft. Mit ihrem furiosen Debüt und dem darauffolgenden ‚Classics‘ zeigten sie die Dynamik und Power, die ein Instrumentalalbum haben kann. Das, was mit LP3 und LP4 zu Tanzflächenfüllern und ausgetüftelten Elektrohooks geworden ist, bekommt nach fünf langen Jahren einen Nachfolger. LP fünf ist ‚Magnifique‘. Ein Album, das wieder nur mit Instrumenten Bahn brechen soll und dabei deutlich Ratatats Handschrift trägt.

Durchaus ist ‚Magnifique‘, wie vom Duo angekündigt, schon sehr viel gitarrenlastiger. Die lockeren Melodien verzerren und verziehen sich über einen Teppich an ausgetüftelten und atmosphärischen Klängen. Einige Songs, wie zum Beispiel ‚Nightclub Amnesia‘, heizen dann doch wieder mit deftigen Elektrosounds ein. Dabei ist es die Liebe zum Detail, die dem Album seine großen Momente beschert. Alle möglichen Varianten unüblicher Geräusche vermengen Ratatat mit dem übrigen Teig ihres Kuchens. Das Tuning von Song zu Song, das grandios durch verzerrte Frequenztöne im ‚Intro‘ und ‚Outro‘ angedeutet wird, zerspringende Scheiben oder Sounds, die sich wie das Abziehen von Klebeband anhören, alles reiht sich neben ihre Akkorde. Die Country-Pedal-Steel-Gitarre entzückt auf ‚Supreme‘ und auf einigen Songs verzerren sie ihr liebstes Instrument zur Unkenntlichkeit oder tunen es eine Oktave tiefer.

Ein Album à la Ratatat eben. Eines, das fesche Melodien in petto hat und es mit einer gesalzenen Prise wummernder Beats und Drums anreichert. Allerdings reicht dieses Rezept für ‚Magnifique‘ nicht aus. Die verschiedenen Aspekte der Produktion machen das Hören der Tracks durchaus spannend, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen verpassen die meisten. Es scheint, als seien Ratatat ein wenig ahnungslos, als vermissten sie die richtige Zutat. Kaum ein Song hallt nach, keiner haut einen vom Hocker. Zu viele Lückenfüller schieben sich zwischen die wahren Höhepunkte. So driftet zum Beispiel ‚Drift‘ in den Sog der Passivität und schwingt mit seiner spannungsarmen Melodie höchstens im Hintergrund. Tracks wie ‚Abrasive‘, ‚Crome On Cream‘ oder ‚Nightclub Amnesia‘ versprühen ein wenig Leidenschaft, der Rest setzt sich aus zu viel Gewolltem und letzlich nicht Überzeugendem zusammen. So auch Ratatats erstes Cover, ein Springwater-Song aus den 70ern. Trotz der sehr puristischen Klänge ihrer Elektrogitarre ist der Song nicht neu erfrischend, sondern auf Dauer öde.

‚Magnifique‘ ist nicht unbedingt Ratatats Sternstunde. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass es ihnen einfach vergönnt bleibt, nach einer Menge verstrichener Zeit einen hörbaren Unterschied zu schaffen. Ihre Quellen scheinen ausgeschöpft, fünf Jahre haben dabei kaum geholfen. Es gibt sie, die kleinen Lichtmomente auf dem Album, doch sie reihen sich ein in eine lange Reihe grauer Einheit.

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