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In Colour

Im Jahr 2009 mischte eine Band die Indie-Szene auf, die rein gar nichts mit dem schillernden Rockstar-Gehabe am Hut hatte: The XX. Düster und leise, dafür umso emotionaler stand vor allem das Duo um die Sänger Romy Croft und Oliver Sim im hellen Scheinwerferlicht. Im Halbschatten stand daneben ein verschüchtert wirkender, etwas untersetzter kleiner Junge, der die E-Drums im Stand mit seinen Fingern bespielte. Jamie Smith nahm jedoch unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit eine viele größere Rolle im Bandgefüge ein, als angenommen. Seine Beats bildeten die Grundstruktur der unter die Haut gehenden Songs von The XX.

Sechs Jahr später ist Jamie Smith immer noch ein Leisetreter. Aus dem pummeligen Teenager ist ein attraktiver junger Mann geworden, der mittlerweile ganz allein in den Spotlights auf den Bühnen dieser Welt steht. Grund hierfür ist der Solokünstler Jamie XX. Seit Beginn seines musikalischen Schaffens, beschäftigte sich Jamie mit dem Mixen und dem Auflegen von Musik. Seinen eigener versetzte die Electro-Szene schnell in Aufruhr. Er wurde ein gefragter Mann, wenn es darum ging, Remixe für die großen der Szene zu zaubern. 2011 setzte er dem verstorbenen Gil Scott-Heron in seiner Remix-LP ‚We’re New Here‘ ein posthumes Denkmal.

Seitdem wurde mit Spannung das erste eigene Album des Londoners erwartet. ‚In Colour‘ heißt die Scheibe. Kurzum: Sie hält, was sich von ihr versprochen wurde. Jamie XX hat ein unheimlich feines Gespür für die richtigen Abstände und die anmutige Atmosphäre. Getragen wird das von lässigen Beats, die zwar direkt wummern, aber nicht zu aufdringlich sind. ‚In Colour‘ ist ein Schmelztiegel der Stile. Besonders der an den HipHop angelehnte Sprechgesang und karibische Einflüsse wissen zu überraschen.

Obwohl Jamie XX bereits Mixe für Radiohead, Adele oder Florence and the Machine fabriziert hat, leiht er sich im Ggeenzug keine der prominenten Stimmen aus. Stattdessen setzt er auf die altbewährten Freunde von The XX Romy und Oliver. Es hat etwas familiäres, wenn die vertrauten Stimmen den Electro-Songs von Jamie XX den richtigen Schliff verpassen. So ist trotz aller Leichtfüßigkeit eine gewisse Melancholie zu spüren, die ‚In Colour‘ eine intensive Tiefe gibt. Das Album wird damit zu einem Begleiter, der sowohl in der Tanzwut der Clubs als auch während der nachdenklichen Fahrt in der Bahn nach Hause genau die richtige Stimmung verbreitet.

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