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No Deal Remixed

Melanie De Biasios ‚No Deal‘ ist wohl so ziemlich das letzte Album, nach dessen Weiterverarbeitung ein Hahn gekräht hätte. Nicht etwa, weil es belanglos wäre, sondern vielmehr, weil es zu den rundesten, stimmigsten Alben der vergangenen Jahres zählte. Die Belgierin ließ zwar tiefe, düstre Löcher in ihren Arrangements, aber auch erfreulich wenige Fragen offen. Wie es war, funktionierte es. Der Hörer schwamm mit der EBBA-Preisträgerin allein in ihrer Blase, und das war gut so.

Unter der künstlerischen Leitung von DJ und BBC-Radiomoderator Gilles Peterson hat sich trotzdem eine ganze Reihe von Soundtüftlern dazu hinreißen lassen, die Lücken aufzufüllen und daneben teils penetrante rhythmische Fußnoten zu setzen. The Cinematic Orchestra, Hex und Seven Davis Junior sind unter jenen Namen. ‚No Deal Remixed‘ ist ein klanglicher Streuselkuchen; die geladenen Künstler strecken, stauchen und besprengseln den minimalistischen Jazz-Hauch De Biasios ganz nach ihrem Belieben, skelettieren die Songs mit elektronischen Beats und schalten allerlei merkwürdiges Geräusch aus dem Background zu. Wie man das eben beim Remixen so macht. Manchmal ist das verstörend, oft nervig, ziemlich selten bewusstseins- beziehungsweise erlebniserweiternd. ‚No Deal‘ war in seiner ursprünglichen Form einfach zu elegant, zu intim, als dass es sich durch heruntergepitchten Backgroundgesang, ausgerollte Beat-Loop-Teppiche oder Vervielfachung der Gesangsspur irgendwie aufwerten ließe. Um das zu erkennen, braucht es keinen Fachmann in Sachen Mixerei.

Übrigens: Glückwunsch, E! Eels-Frontmann Mark Oliver Everett hat mit seiner orchestralen Bearbeitung von ‚I Feel You‘ den allerallerersten Remix seiner Laufbahn vorgelegt. Das Ergebnis: zaghaft, aber ausdrucksstark. Im Clap! Clap!-Mix geht es mit zackigem Afrobeat und Trillerpfeifengeräuschen schon weitaus forscher, aber auch befremdlicher zu – wie in der Mehrzahl der sich anschließenden Tracks, deren Produzenten allerlei Einfallstore für Gefrickel genutzt, davon aber nur halbherzig Kapital geschlagen haben und oft leidlich beliebig ihre Spuren abfahren.

Sei’s drum, am Ende beißt sich die Schlage selbst in den Schwanz, kann ‚No Deal Remixed‘ eh nicht mehr sein als Zündstoff für die Sehnsucht nach der gemächlichen, sinnlichen, lähmenden Schwere, für welche die Ausgangsplatte stand. Man muss eben nicht alles mit Sprudelwasser mixen, die Dinge nicht immer quirliger machen, als sie sind. Gerade hier.

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