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Psychonautika

Es ist schon eine Weile her, dass Nicholas erzählte, dass das neue Album in Arbeit sei und damals drehten sich erste Ideen noch um ein anderes Thema.

Nun, viele Jahre später, erblickt das neue Album „Psychonautika“ das Licht der Welt. Robert Taylor und Nicholas Tesluk haben die Zeit erkennbar gut genutzt. Nicht nur, dass das Album auf Vinyl mit Spezialdruck und beigelegter 3D-Brille erscheint um das Davontreiben des Geistes zu unterstreichen, das gleich mit dem ersten Ton der wie immer grandiosen akustischen Gitarrenarbeit einsetzt. Die Band existiert nun seit über 50 Jahren und die Musik hat nichts ihrer Schönheit eingebüßt. Vor Jahren wurden durch den Einsatz bekannterer und unbekannterer Größen des Neofolk-Genres die alten Alben der Band wiederentdeckt und die schillernde Lebensgeschichte der Mitglieder tat ihres dazu der Band in kurzer Zeit im Genre eine massive Fangemeinschaft zu erschaffen.

„Psychonautika“ beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Formen der Reisen des Geistes, induzierte, gefühlte oder natürliche. Dementsprechend geht es auch psychedelischer zu als auf bisherigen Changes – Releases. Natürlich dominieren wieder die mehrstimmigen Gesänge, wobei Robert und Nicholas auch mehrfach von Gastsängerinnen unterstütrzt werden. Ohnehin setzen Changes mehr Instrumente ein als früher, frühere Alben wie „Lament“ waren fast rein mit akustischen Gitarren eingespielt. Hier gibt es dezente Elektronik, Keyboards, Chöre, die insbesondere beim Genuß über Kopfhörer ihre Wirkung entfalten. Wer die Werke von Phase II, einem (sehr frühen) Ableger von Changes, kennt wird sich etwas darunter vorstellen können wenn man den Eindruck gewinnt, dass bei Phase II verwendete Elemente hier entfernt im Hintergrund auch zum Einsatz kommen. Dazu gibt es auch neue akustische Klänge von Gitarren, die bisher noch keine Verwendung fanden. Dadurch entstehen atmosphärisch extrem dichte Songs. Natürlich sind die wunderschönen Stimmen der Protagonisten immer noch das absolute Highlight der Band. Der Gesang legt sich wie ein wunderschöner, warmer Schleier aus Samt um den Geist des Hörers, lullt ihn ein, besänftigt ihn und läßt ihn fast umgehend anfangen davonzudriften. Spricht die Mythologie eigentlich auch irgendwo von männlichen Sirenen?

Das Album kommt mit Einleitung und Epilog, kurzen – stellenweise wirklich kurzen – Songs und einer Wärme die ihresgleichen heutzutage sucht als Gesamtkunstwerk daher, ohne dass es den einen Hit gibt, wie es bei „Deja Vu“ oder „Summer“ der Fall war. Die Highlights sind sicherlich das bereits bekannte, textlich aber zwingend passende und mit Keyboards dem Stil der Platte noch näher gebrachte „We Went To Find The Sun“ sowie das schon länger in die Livesets der Band integrierte „Chasing The Breath Of The Dragon“. Auch das mit seinem Glockenspiel so zarte „Rhapsody“ ragt heraus, sowie die sensationelle Melodieführung und die Orgeln die bei „Jekyll&Hyde“ (eine Story, die beim Thema „Geist“ natürlich zwingenderweise verabeitet wird) Düsternis verbreiten.
Changes machen wie Barden Musik aus einer anderen Welt, eine Welt voller Träume, Gefühle, Macht, Kraft und Schönheit und schaffen es dabei den klebrigen Kitsch der daraus entstehen könnte mit Leichtigkeit zu umschiffen.

„Psychonautika“ lässt einen für 40 Minuten vergessen, dass die Welt da draußen verroht und widerlich ist.

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