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Weisses Rauschen

Gerade einmal zwei Jahre nach dem viel beachteten Erstlingswerk ‚Nostalgie für die Zukunf‘ schiebt Erik Cohen nun das Folgewerk hinterher. Dass er auf seinen Solopfaden weitaus unbeeindruckter von Genreschubladen wandelt, hat er bereits unter Beweis gestellt, und das scheint ihm ziemlich gut zu Gesicht zu stehen. ‚Weisses Rauschen‘ bleibt zwar nach wie vor in der Dunkelheit des nicht ganz ernst gemeinten Doom Pop haften, doch insgesamt wirkt die Platte noch stimmiger, mehr in sich geschlossen als das bei dem Vorgänger der Fall war.

Da gibt es sonnenbebrillte, heiße Flirts mit sämtlichen Varianten des Rock, wobei es eigentlich ganz egal ist, wie man diesen Rahmen – so es ihn überhaupt gibt – betitelt. Mal wird sich mit tiefschwarzem Humor an den Country herangeworfen, dass Bela B.’s Graf vor Neid in die Nacht entschwinden würde (‚Nur ein Herzschlag‘). Dann wiederum gibt es mit ‚Tapete‘ das quietschebunte und prompt aus den 60ern gefallene Gegenteil von allem, das sich in jedwedem Smoke-In pudelwohl fühlen würde. In ‚Schattenland‘ kleben die nackten Tatsachen am Neonlicht wie der Nachtfalter. Glitzerndes Rampenlicht? Fehlanzeige. Sphärisch untermalt wird das Ganze von Keyboardklängen, die immer wieder von den Gitarrenriffs oder den Melodien verdichtet beziehungsweise aufgehoben werden.

‚Weisses Rauschen‘ ist eine Platte mit verstärktem Boden, und mit jedem Hördurchgang entdeckt man mehr dieser Böden. Wenn man sie anhebt, offenbaren sie die Kehrtwendung oder zeigen triumphierend den Stein des Musikanstoßes. Es ist eine dieser Platten, bei der man sich nach dem ersten Hören verwundert fragt, wo jetzt eigentlich die negativen Ausreißer geblieben sind – nämlich nicht vorhanden.

geschrieben von tofuschnitzel

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