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Adrenaline Rush

„Alter Schwede!“ Nein, hier und heute müsste der Ausruf wohl eher „Junge Schwedin!“ heißen. Die hört in diesem Fall auf den Namen Tave Wanning, ist 22 Jahre jung und Leadsängerin der schwedischen Hardrocker Adrenaline Rush. Die junge Dame ist kein unbeschriebenes Blatt mehr im skandinavischen Showbiz: Mit neun Jahren war sie bereits ein Teil des Pop Duos „Peaches“, das 2001 mit dem Song ‚Rosa Helikopter‘ einen großen Hit in Skandinavien landen konnte. Tja, die Zeiten und die Musik haben sich geändert, und letztes Jahr startete sie zunächst mit dem Sänger / Songwriter Erik Martensson (Eclipse, W.E.T.) ein Soloprojekt, das sich schließlich jedoch zu einer richtigen Band weiter entwickelte. Die weiteren Musiker stammen aus Stockholmer Bands, und gemeinsam formierten sie sich zu Adrenaline Rush. Neben Teilen des Songwritings übernahm Martensson Produktion, Aufnahme, Mischung und Backing Vocals auf dem Silberling.

Schon nach wenigen Augenblicken, wenn nach einem kurzen Intro die Gitarrenriffs und das Schlagzeug die Boxen zum Zittern bringen, wird klar, dass es sich beim selbstbetitelten Debütalbum nicht um eine der vielen im Grunde alle ähnlich klingenden Hardrockplatten der letzten Zeit handelt. Wer einmal Lust auf etwas Frisches hat, auf eine Platte, die einfach nur von vorn bis hinten durchrockt und zudem viel Spaß macht und Killerhooklines ohne Ende bietet, dem sei „Adrenaline Rush“ klar empfohlen. Was die junge Tave Wanning hier abliefert, kann man nur als ganz großes Rock-Kino beschreiben. Haben wir es hier mit der jungen legitimen Nachfolgerin von Doro zu tun? Stimmgewaltig setzt sie sich gegen die Gitarren und die treibenden Drumbeats durch und überzeugt vom ersten Ton an mit Power und rotziger geballter Energie. Auch textlich wird die Gangart gleich vorgegeben: Frauenpower, da hat der Macho nichts zu lachen. „You believed me when I said this must be love / you believed me when I said ‚forever yours‘ / I’ll break you in two, black and blue / you’re begging me for mercy / the scars will never heal / I’break you in two, black and blue / you’re begging me for mercy / for you there is no mercy!“

Die Songs strotzen vor Kraft und Tempo. Die Schweden präsentieren uns elf treibende Hardrocknummern, die teils schon fast in den Punkrock abdriften, dann wieder im positiven Sinne an die schnellen Rocknummern der 90er im typischen Bon Jovi– oder Aerosmith-Stil erinnern. Schon die Songtitel machen klar, dass die rotzige Schwedin und ihre Band durchstartet: ‚Generation Left Behind‘, ‚Girls Gone Wild‘ oder auchdas hymnische ‚Too Young To Die‘ sind rebellische Rocker, die mit ihren sofort ins Ohr gehenden Refrains und Hooklines doppelt unterstreichen, dass wir Adrenaline Rush nach diesem Debüt definitiv im Auge behalten sollten. Viele der Songs beschwören den fast vergessen geglaubten Spirit des Hardrocks der späten 80er und frühen 90er Jahre herauf. Eine wirkliche Ballade oder ein langsamer Titel fehlt auf dem Album, so dass die Band auch hier ihrem Namen alle Ehre macht: Keine Verschnaufspause, es wird komplett bis zum Ende durchgerockt. Selbst der einzige etwas langsamere Song ‚When We’re Gone‘ steigert sich schnell in mitreissende Riffs auf Gitarre und Bass. Girlpower bekommt bei Adrenaline Rush eine neue Bedeutung.

Dieses Debütalbum kann auf ganzer Linie überzeugen. Spaß und gute Laune sind praktisch vorprogrammiert, und Tave Wanning und ihre Mannen legen die Messlatte für das Nachfolgeralbum verdammt hoch. „Alter Schwede!“

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