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Of Ruin

Oh wei, das zweite Album von Ghold ist Stimmungstief in jedem erdenklichen Sinne. In erster und einfachster Linie entscheidet man sich bei ‚Of Rhuin‘ für einen dicken, trägen, dreckigen und wurzeligen Klumpen Erdreich. Etwas zudem, das einen glauben ließe, man habe den Riemen seines Plattenspielers falsch gelegt, ginge es nicht zwischenzeitlich so verdammt zügig zu. Aus Schlagwerk und Bass und sonst nichts ist diese Tiefgeschossmusik gefertigt; sie dringt bis in die Magengrube.

Paul Antony und Aleks Wilson haben Musik gemacht, bei der man, wäre sie ein Einrichtungsgegenstand, nicht auf Anhieb wüsste, wohin man sie stellen sollte, weil sie zu schwer wäre für jedes Regal. Nicht nur das: Die Instrumentierung hat auch selbst gut an sich zu tragen, wie sie sich unter den Konventionen hindurchgräbt und neben dem Erdboden auch noch den einen oder anderen dicken Kiesel mit verschluckt. Dass sich inmitten allen Kerkergrollens auch noch eine Art Gesangsspur durch die Platte kämpft, entzieht sich vor lauter Gerumpel beinahe der Wahrnehmung.

Ja, Ghold haben viel Matsch auf der Scheibe – und wohl schon als Kinder gerne viel Radau, wenn nicht gar kaputt gemacht. Sie hätten auch in der Poltergeistbranche reichlich Kundschaft. Womöglich sogar mehr als im Plattenladen, den dies hier ist jedermanns Sache nicht. Unermüdlich und mit knappem Motivturnus erdrillt und erdrischt sich die Maschinerie die Sinne des Hörers. Auf Phasen der unbedingten Rage folgen Minuten kraftschöpfenden Muskelspiels, manchmal aber auch der weiträumigen Stille. Von der man ja eigentlich angenommen hatte, sie wäre niedergebolzt und abgeschafft worden.

Für ‚Odic Force‘ schaukeln sich die Londoner Schwerstmetaller noch einmal so richtig hoch; anderthalb Albumtracks später wanken sie zombiehaft ins Ziel. Von Thrash-Metal-Anfällen verkatert und in der seligen Gewissheit, das Blaue vom Himmel gemeißelt und alles Höherfrequente darunter dem Erdboden gleichgemacht zu haben. Im Rahmen ihrer doch sehr begrenzten Möglichkeiten als Zweier. Aber wer bitteschön soll das alles wieder aufräumen? Na der, der bis zum Schluss bleibt, so er sich denn noch bewegen kann unter all dem Geröll. War ja mal wieder klar.

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