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Die Buchen musst du suchen: Philipps Jahresrückblick 2015

Wie jeder einigermaßen musikbegeisterte Mensch schaue auch ich immer Anfang des Jahres, wer uns denn mal wieder mit neuem Liedergut beglückt. Schon hier fängt das Abhaken und Eintragen an. Das Spannende daran ist, dass man sich diesen ersten Schritt im Grunde sparen kann, weil man sich doch in alle Platten, die einem bei der Recherche begegnen, reinhört, um sich entweder bestätigen oder überraschen zu lassen. Das Beste daran ist: Beides passiert ständig.

Fangen wir doch mit den Enttäuschungen an, damit ihr am Ende dieses Rückblicks doch wieder lachen könnt. Die größte Enttäuschung war für mich das neue Album von Boysetsfire. Nicht, weil es so schlecht ist. Nach einem grandiosen Comeback 2013 mit der Platte ‚While A Nation Sleeps‘ waren meine Erwartungen nur astronomisch hoch. ‚2015 wollen sie es noch mal so richtig wissen‘, dachte ich mir, als die erste Nachricht das Album für den Herbst ankündigte. Selbstbetitelt sollte es doch das pure Boysetsfire, wie es schreit und wegfallest sein … – Pustekuchen!. Die Platte stellte sich als solide heraus. SOLIDE! Es klang, als hätte eine meiner liebsten Bands 2013 noch etliche Songs übrig gehabt, die nicht mehr mit auf das Comeback-Album kamen, aber zwei Jahre später scheinbar als zu schade zum Wegwerfen betrachtet wurden. Keine Überraschungen, mittelmäßiger Sound und so gar nicht der große Knall. So ist das mit Erwartungen.

Parkway Drive erlangten mit ihrem brachialen Metalcore und der Surfer-Dude-Attitüde schnell viel Aufmerksamkeit in der Szene – zu Recht. Hier wird seit Jahren nicht nur möglichst fies hingeprügelt, sondern fein durchdacht. Nachhaltigkeit schreiben die Australier bei ihren Werken groß. Da aller Hype auch mal ein Ende hat, erwartete ich keine kreative Meisterleistung der Band. Das dürfte Parkway Drive reichlich egal gewesen sein, als sie mit ‚Ire‘ ihr neuestes Werk auf den Markt warfen. Für mich war es von Anfang an ein Pflichtkauf, weil eigentlich nichts schief gehen konnte. Brutale, aber groovige Metalcore-Songs. SOLIDE! Schon beim ersten Hören jedoch musste ich merken, dass das einzige Solide an diesem Album der Fakt ist, dass Parkway Drive eben doch immer wieder einen Weg finden, sich und den Metalcore weiterzuentwickeln. Für mich ganz klar eines der Highlights, weil eben unerwartet. Parkway Drive lieferten nicht nur ab, sie begeisterten mich.

Es ist schön, spannend und aufregend, wenn Erwartungen übertroffen werden. Das heißt jedoch nicht, dass Langeweile aufkommt, wenn eine Band die persönlichen Erwartungen auch einfach mal erfüllt. In meinem Fall waren das Refused, die nach ihrem Comeback gleich mit einer neuen Platte daherkamen – und was für einer! ‚Freedom‘ macht die jahrelange Pause der Schweden fast vergessen, denn sie knüpft nahtlos an ihren Erfolg an. Meine Erwartungen waren hoch, schließlich freut man sich, wen eine so einflussreiche Band beschließt, doch wieder etwas Neues zu produzieren. Gleichzeitig keimt jedoch auch die Angst in einem auf, denn was ist, wenn sie es nicht mehr drauf haben? Refused brauchten lediglich ein paar Sekunden, um meine Angst vor Enttäuschung völlig wegzublasen. Die Band hat es erneut geschafft, etwas völlig Anderes zu machen und damit die Erwartungen der Fans zu erfüllen und sie gleichzeitig zu überraschen. Das gelingt nur wenigen. Deswegen ist Refused mit ‚Freedom‘ mein absolutes musikalisches Highlight 2015.

Und die Moral von der Geschichte? Musik wird immer spannend bleiben. Egal wie schlecht alles andere läuft: Hier können wir uns alle immer wieder festhalten, uns aufregen und abrocken.

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