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Vola – Mit Refrains und Groove zum Prog-Erfolg


Wir sitzen kurz nach dem gelungenen Auftritt mit den Dänen in gemütlicher Runde zusammen, um ein wenig über progressive Musik zu plaudern. Das Euroblast-Festival werden Vola nicht nur wegen ihrer gelungenen Show in guter Erinnerung behalten. „Jeder hier ist so offen für alle möglichen Musikrichtungen, und die Leute sind alle sehr nett, das ganze Organisationsteam ist einfach super“, loben die Musiker das Kölner Festival. Dieser Aussage kann sich Whiskey-Soda bedenkenlos anschließen.

Vola_1.jpg „Die letzten zwei Jahre haben Vola an ihrem Debüt-Album „Inmazes“ gearbeitet, das vor kurzem endlich erschienen ist. Da viele unserer Leser die Band vielleicht noch nicht kennen oder kaum etwas darüber wissen, bitten wir die Jungs, sich zum Anfang doch einfach mal vorzustellen. „Wir mögen alle die Art von Musik, wo man richtig den Groove spürt“, erklärt Leadsänger und Gitarrist Asger Mygind. „Wir haben aber auch tolle Refrains sehr gerne, darum ist unsere Musik sehr melodiös.“

Der Bassist Nicolai Mogensen liefert eine gute Beschreibung für den Vola-Stil: „Ein Fan hat einmal geschrieben – und das trifft es in unseren Augen wirklich gut: Wenn Meshugga und Opeth ein gemeinsames Kind hätten, wäre das Vola.“

Vola_2.jpg „Mit „Inmazes“ ist dieses Jahr der erste Longplayer der Band aus Kopenhagen erschienen. Die Musiker sind sichtlich stolz auf dieses Album, nachdem zuvor bereits zwei EPs das Licht der Welt erblickten. „Wir freuen uns, die Platte endlich veröffentlicht zu haben“, sagt Asger Mygind. „Wir haben wirklich keinen Lieblingssong auf diesem Album, weil wir das ganze Werk als Einheit betrachten. Wir sind stolz auf ‚Inmazes‘. Zwei Jahre harte Arbeit stecken in dieser Platte. Wir freuen uns, wenn die Gefühle, die wir beim Schreiben und Aufnehmen hatten, beim Hörer ankommen und ihn in irgend einer Form berühren.“ Aber von Anfang an: Vola wurden 2006 von Asger Mygind gegründet, zunächst noch mit einer anderen Besetzung. „Das war die Zeit vor den siebensaitigen Gitarren“, erklärt uns der Sänger. „Ich hatte die Band mit ein paar Jungs aus der Nachbarschaft gegründet, und dann änderte sich das Line-Up aber noch komplett. Ein Jahr später kam Martin Werner, unser Keyboarder, dazu. Wir veröffentlichten unsere erste EP, und schließlich stiegen Nicolai und Felix noch mit ein.“

Vola_4.jpg „Schlagzeuger Felix Ewert berichtet, dass die aktuelle Besetzung der Band seit 2011 besteht, als die zweite EP namens „Monsters“ veröffentlicht wurde. Seither haben die vier Dänen zusammen gefunden und ihren eigenen Stil und Sound immer weiter entwickelt. Die interessante Mischung aus vielschichtigen und sehr melodischen Keyboard-Klängen, teils melancholisch anmutenden Vocals und harten Riffs machte Vola in Dänemark schnell bekannt. Und das trotz der Tatsache, dass es in unserem nördlichen Nachbarland nur eine relativ kleine und überschaubare Szene für progressiven Rock gibt. „Es gibt nicht viele Bands, die unsere Art von Musik spielen“, stellt Felix Ewert fest. „Eine andere Band, mit der wir schon viel gemeinsam gespielt haben, heißt ‚Cold Night For Alligators‘, aber davon abgesehen ist die Prog-Szene bei uns zu Hause ziemlich klein.“ Wie uns die Band verrät, gibt es in Kopenhagen zwar eine große Szene für Metal, und auch Rock ist dort sehr beliebt, aber die Mischung aus beiden Genres mit den progressiven Elementen in Volas Sound ist eben in der dänischen Hauptstadt nur spartanisch vertreten und kann dort auch nicht viele Besucher auf ein Konzert locken.

Daher war es für Vola auch an von Anfang an klar, möglichst schnell über die eigenen Landesgrenzen hinweg zu schauen. „Wir hatten schon sehr früh den Plan, im Ausland zu spielen und den Rest von Europa für uns zu erobern“, verrät Mygind. „Das war für uns die einzige Chance, unsere Musik zu spielen. Man kann nicht durch Dänemark touren und an 20 verschiedenen Orten auftreten, dafür ist es viel zu klein bei uns.“ Also begannen die vier Dänen schon schnell damit, durch Europa zu touren und über Festivalauftritte erste Fans für sich zu gewinnen.

Wir wollten wissen, wie Vola selbst ihren doch recht speziellen Stil bezeichnen würden und was die Jungs von der Einteilung moderner Musik in Genres und Sub-Genres halten. Mygind ist kein Fan genrespezifischer Einteilungen. Eigentlich sollte es nur gute und schlechte Musik als Label geben. „Es gibt schlechte Musik, und es gibt richtig richtig laute Musik!“ grinst Drummer Ewert. Mygind bezeichnet die Musik simpel als „Melodischen experimentellen Rock“. Damit kann sich auch der Rest der Band anfreunden. Nach musikalischen Vorbildern und Inspirationen gefragt, fällt ohne langes Zögern sofort der große Name Pink Floyd. „Wir sind sehr von der Musik der 70er Jahre beeinflusst worden“, erklärt die Band. „Andere unserer Vorbilder sind King Crimson und Camel. Bei den neueren Gruppen sind es auf alle Fälle Porcupine Tree und Opeth. Als dann Meshugga mit ihrer ‚Wall of Sound‘ experimentierten, haben wir einen Teil dieses Stils übernommen mit den harten Gitarren, aber wir haben versucht, immer sehr melodisch dabei zu bleiben und die Metal-Elemente im Hintergrund zu halten.“

Vola_3.jpg „Sänger Asger Mygind ist zudem ein großer Prince Fan. „Ich denke, man kann das auch in unserem Songwriting hören. Ich mag diesen Groove seiner Songs.“ Wie bei vielen Bands entsteht auch bei Vola beim Songwriting die Musik zuerst. Auch wenn alle vier Bandmitglieder beim Songwriting beteiligt sind, ist doch Mygind die treibende und kreativste Kraft hinter Vola. „Wir sind mehr eine Songwriter- und weniger eine Jamming-Band. Bei uns entsteht die Musik nicht beim gemeinsamen Jammen, sondern gezielt durch das Songwriting. Die Texte kommen immer später dazu. Die Inspiration für einen Song kann von verschiedenen Seiten kommen. Vielleicht hört man irgendwo einen tollen Groove, der dann die Grundlage bildet. Oder man sitzt so da und fängt an, mit dem Fuß einen Rhythmus zu stampfen, aus dem sich dann etwas entwickelt.“ Und Vola mögen – geradezu rebellisch für eine Prog-Band! – das alte Strophe-Refrain-Strophe-Refrain Songschema. Keyboarder Martin Werner lacht: „Wir mögen Songs, die man wieder erkennen kann, die eine erkennbare Struktur besitzen. Unser ultimatives Ziel ist es, innerhalb des Songschemas trotzdem eine gewisse ‚Reise‘ daraus zu machen, also trotzdem progressiv zu sein.“

Ein nicht ganz einfacher Ansatz, aber wer „Inmazes“ in Ruhe hört, wird für sich entdecken, dass Vola ihre Ideen konsequent umgesetzt und ein spannendes, melodiöses – und dennoch progressives! – Rockalbum abgeliefert haben. Das Album wurde vom schwedischen Mastermind Jens Bogren gemischt, der schon für Bands wie Opeth, Haken oder auch DragonForce gearbeitet hat.

Zu dem Track ‚Gutter Moon‘ auf „Inmazes“ erschien ein Musikvideo, das als Zeichentrick-Film umgesetzt und animiert wurde:

Dieses Video wurde von Nicolai Mogensen in Eigenregie produziert. „Ich habe mich von Steven Wilson und ‚The Raven That Refused To Sing‘ inspirieren lassen“, erklärt der Bassist. „Meine Freundin zeichnet sehr gerne. Sie hat mir sehr dabei geholfen, das Video zu drehen.“

Zum Schluss bitten wir die Dänen wieder einmal, für uns ein paar kurze Sätze zu vervollständigen. Lest selbst, was Vola zu unseren folgenden Vorgaben zu sagen hat:

Progressive Rock ist …„vielfältig“
Gitarren mit mehr als sechs Saiten sind … „Bullshit!“ (allgemeines Lachen der Band)
Das einzige, was wir auf Tour vermissen, ist … „das schöne dänische Brot.“
Keyboards sind … „toll!“
Die deutschen Fans sind…„sehr begeisterungsfähig, einfach toll … die besten!“
Musik-Journalisten sind … „oh, das ist schwierig … nein, sie sind nette Typen, und sie tragen viele Kameras mit sich herum.“ (Dankeschön!)
Die Musik-Industrie braucht mehr … „Abwechslung“
Vinyl-Schallplatten sind … „das neue alte Ding“

Vola_5.jpg „Pläne für die Zukunft gibt es natürlich auch schon. „Sobald wir wieder zu Hause sind, wollen wir mit dem Songwriting für das zweite Album beginnen. Das wird uns vermutlich ein paar Jahre beschäftigen.“ Vola Fans müssen also geduldig sein. Nach dem wunderbaren Auftritt der Dänen auf dem diesjährigen Euroblast in Köln dürften garantiert noch ein paar neue Fans dazugekommen sein. „Wir sind so froh, hier zu sein, es ist eine einzigartige Erfahrung!“ Das ist es. Nicht nur für die Band, sondern auch für das Publikum, wenn es dieser einzigartigen Musik lauschen darf.

Hier geht es zu unserem Festival-Bericht und Volas Live-Show

Fotos, Interview und Übersetzung: Michael Buch

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