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Vision And Ageless Light

Manchmal fragt man sich ernsthaft, was die Verfasser von Promotexten so rauchen – oder ob sie überhaupt in die entsprechenden Tonträger reingehört haben. Im Falle von EYE wird da nämlich vollmundig von unter anderem Yes, The Moody Blues, Emerson, Lake & Palmer (!), Uriah Heep und Deep Purple geschwärmt – ohne daß ein Zusammenhang zur Musik von EYE zu erkennen wäre.

Dabei ist ein Vergleich für die Scheibe doch so nahe: „Vision And Ageless Light“ klingt nämlich ziemlich exakt wie Hawkwind ohne Saxophon. Naja, und ohne die Hawkwind-typische, assige Sleazigkeit, die hauptsächlich den Persönlichkeiten von Dave Brock und Nik Turner geschuldet war. Und, dummerweise, ohne richtig gute Songs hervorzubringen. Durchschnittlich gemachter Spacerock, mit dreist geklauten Riffs und vollkommen ohne eigene Note. Klar, alles auf Original-Vintage-Equipment eingespielt, natürlich nimmt eine Hälfte der Scheibe ein LP-Seiten-füllender Song ein (der die Gesangslinie bei ‚Astronomy Domine‘ von Floyd stiebitzt), natürlich tragen alle – außer der Dame an den Analogsynthies – Bärte, das Artwork ist halb Filzstift-Trash, halb Schwarzwaldklinik-Postkartenmotiv und bestimmt sind die Bandmitglieder allesamt auch noch superevil und okkulte laktose- und glutenintolerante Veganer. Das ist schön für die Hipster-Gemeinde, entschuldigt dennoch nicht für den Mangel an Originalität und die absolute Gesichtslosigkeit, mit der EYE sich in die Reihe der gleichklingenden Retro-Hippies einsortieren.

Ich akzeptiere, daß ich als „grumpy old man“ nicht zur Zielgruppe der Scheibe gehöre. Der ganze Retro-Boom baut schließlich darauf, daß der Käufer zu jung ist, die Originale zu kennen. Trotzdem, ich höre jetzt lieber nochmal „Ummagumma“ und „Space Ritual“ und überlasse EYE und ‚Vision Of Ageless Light“ gerne dem modebewussten BWL-Studenten, der sich dann gerne das Album auch auf Vinyl eintüten lassen kann.

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