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Vestigial

Lo! Was ist denn das für ein Bandname? Hat sich da jemand beim virtuellen Lautauflachen vertippt? Doch es hat alles seine Richtigkeit. Die eingekürzte Variante von „look and behold“ bedeutet so viel wie „Siehe da!“ Das wiederum passt wie die Faust aufs Auge, denn Australiens Sludge-Metal-Export Lo! ist eine Band, die man kommen sehen soll.

Ihre Videos stechen aus der Masse heraus. Vor zwei Jahren hinterließen sie schon mit ‚Orca‘ einen dicken pinken Abdruck auf Netzhaut und Cortex der interessierten YouTube-Zuschauer. Jetzt verdrehen sie einem mit ‚Locust Christ‘ in knapp anderthalb Minuten sprichwörtlich den Kopf. Wer diese Videos gesehen hat, vergisst sie einfach nicht mehr. Diese visuelle Stärke kommt nicht von ungefähr. Bassist Adrian Shapiro ist seit Jahren als Videoproduzent erfolgreich und hat neben zahlreichen Werbespots auch schon Clips für Fleet Foxes und Beyonce produziert.

Musikalisch gehen die Jungs aus Sydney aber in eine ganz andere Richtung. Brachialer Sludge mit Noise- und Death-Metal-Einschlägen bricht sich auf „Vestigial“ seinen Weg. Converge, Mastodon, Neurosis, Cult of Luna und Black Breath werden von ihnen als Einflüsse genannt. Damit ist das von Lo! beackerte Feld zwar sehr gut umrissen, hängt aber gleichzeitig die Messlatte entsprechend hoch.

Doch Lo! können auf ihrem dritten Album in großen Teilen schon gut mithalten. Am besten gelingt es ihnen, wenn sie innerhalb eines Songs in Tempo und Stimmung variieren, wie zum Beispiel bei ‚Glutton‘, ‚A Tiger Moths Shadow‘ oder ‚Judas Steer‘. Die kurzen, ruhigen Momente, bevor der Sturm wieder losbricht – vor allem dieser Kontrast macht „Vestigial“ hörenswert. Die Vocals von Sänger Sam Dillon ziehen eine konstant aggressive Linie durchs Album. Nur die beiden ruhigen Nummern ‚Bombardier‘ und ‚Bestial Beginnings‘ offenbaren, dass die Band im Bereich melodiöser Post-Metal noch Luft nach oben hat.

Sollen sie es doch lieber krachen lassen. Ich bin mir sicher, dass Lo! auch allein mit ihrem heavy Southern-Sludge-Sound und den starken visuellen Ideen noch einiges an Aufsehen erregen werden.

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