Vaxis I: The Unheavenly Creatures
Alle wahren Coheed & Cambria Nerds frohlocken. Frontmann und kreatives Bandgehirn Claudio Sanchez kehrt wieder in seine Science-Fiction-Comic-Welt Heavens Fence zurück. Der Exkurs oder die Auszeit von den Armory Wars mit „The Color Before The Sun“ ist damit beendet und für manchen möglicherweise auch vergessen. Sanchez hat sein Gehirn wieder ans fiktive Keywork angeschlossen, frisch ausgestattet mit einem Major-Label-Plattenvertrag bei Roadrunner Records.
Und weil Coheed & Cambria nun mal die ungewöhnliche Konzept-Band sind die sie sind, ist natürlich die Frage: Worum geht’s? Die Geschichte setzt die Geschehnisse der Armory Wars in „No World for Tomorrow“ (2007) fort und ist gleichzeitig der Erste eines fünfteiligen (!) neuen Handlungsstrangs namens „Vexis“. Im hier besprochenen ersten Teil „The Unheavenly Creatures“ geht es um zwei neue Charaktere (‚Creature‘ und ‚Sister Spider‘), die von einem Gefängnisplaneten namens ‚The Dark Sentencer‘ fliehen wollen.
Mit einem zarten Piano-Intro eröffnet das neue Kapitel der Geschichte, und einem „spacigen“ Monolog eines Erzählers, der den „Dark Sentencer“ vorstellt. Und klingt natürlich so cinematisch, wie es sich für eine Geschichte dieses Ausmasses gehört: Riffs, Soli und Sanchez eigentümliche Stimme geben das Startschuss für das neue musikalische Abenteuer. ‚Unheavenly Creatures‘ thematisiert die dramatische Flucht unserer beiden Progagonisten, etwas schwülstig, aber dennoch mit einem Refrain, der absolut ins Ohr geht.
‚Black Sunday‘ flirtet mit Screams und Growls des Post-Hardcore, zieht seinen Reiz aber aus einem spannenden Crescendo, das unterwegs mit Electro und Pop flirtet. ‚True Ugly‘ hämmert zu mit einem gnadenlosen Drum-Beat auf den Zuhörer ein, Chaos verschmilzt mit dem liebreizend-quälenden Narrativ von Sanchez Stimme. ‚Love Protocol‘ ist eine Pop-Ballade erster Güte, ‚The Pavilion‘ verbeugt sich vor den ganz grossen Rock-Hymnen von Europe oder Queen. Bei ‚The Gutter‘ vereinigen sich melancholischer Alternative Rock mit schwermetallischen Gitarren und wütenden Screams, ein kleines Kunstwerk, diesen Bogen innerhalb weniger Takte zu spannen.
Natürlich sind die ganzen nerdigen Science-Fiction-Geschichten wie eh und je von Sanchez persönlichem Leben inspiriert, und die Musik lässt sich nach wie vor so wenig in eine Genre-Schublade stecken wie kaum eine andere Rockband. Die Vielseitigkeit des Albums ist einmal mehr atemberaubend, auch wenn man der Band ankreiden könnte, dass sie sich vom Genie ihrer ersten Alben entfernt haben oder das alles zu pathetisch daher kommt. Doch Space-Operas waren ja seit eh und je etwas schnulzig. Das ist ja ein Grund, warum wir sie so lieben.