To Live To Kill To Live
Eigentlich sah der Plan von Manticora anders aus. Bis zum Jahr 2018 erschien acht Jahre lang kein Album, doch dann sollte es Schlag auf Schlag gehen. Es war angedacht, binnen zwölf Monaten das auf zwei Releasetermine aufgeteilte Doppelalbum „To Kill To Live To Kill“ und „To Live To Kill To Live“ (ViciSolum) herauskommen. Dies haben die Dänen allerdings nicht geschafft und zweitgenannte Scheibe wurde auf 2020 verschoben. Der Grund dafür blieb offen. Vielleicht lag es am vielen Touren, am Personalwechsel am Bass – neu in der Band ist Kaspar Gram – oder an den zwei sehr ähnlichen und dadurch leicht zu verwechselnden Titeln.
Nun ist es jedoch soweit, dass „To Live To Kill To Live“ vorliegt und die Geschichte seines Vorgängers fortführt. Der textliche Hintergrund ist weiterhin die von Mastermind Lars F. Larsen verfasste 300-seitige Graphik-Novel „To Kill To Live To Kill“. Diese Horrorgeschichte hatte er geschrieben, nachdem er überfallen und zusammengeschlagen worden war und seinen dunklen Gedanken verarbeiten musste.
Gleich zu Beginn legen Manticora los, als gäbe es kein Halten mehr. Der Opener „Katana – The Moths And The Dragonflies“ ist ein fast 15-minütiges Monstrum. Die Dänen zeigen sofort alles, was ihre Musik ausmacht: Powermetal mit Ausflügen in den Thrash und seichten Death oder Black Metal mit hohem Abwechslungsreichtum. So faszinierend und spannend dieser Start auch ist, so ist es gut, dass das folgende instrumentale „To Nanjing“ mit seinen leicht asiatisch angehauchten Klängen eine kleine Erholungspause gibt.
Doch diese ist nur kurz. Baut sich der dritte Teil des Liedes „The Farmer’s Tale“ noch langsam auf, geht es direkt danach weiter in die Vollen. Songs wie „Slaughter In The Desert Room“, „Katana – Death Of The Meaning Of Life“, „Tasered/Ice Cage“ oder „Taseres/Removal“ sind gespickt mit Ideen und greifen die Kreativität des opulenten Anfangs auf. Dabei sind die Gitarrenriffs modern gehalten und stammen aus dem Power- und Thrash Metal. Die hohe Stimme von Lars F. Larsen ist für die Melodieführung zuständig. Manchmal will der Frontmann jedoch etwas zu viel, sodass sein Gesang etwas angestrengt wirkt. Geschickt werden dagegen die Growls, die für die düstere Stimmung der erzählten Horrorgeschichte sorgen, sowie Tempowechsel platziert.
Zum Ende der insgesamt zwölf Tracks wird das Quintett etwas progressiver. Nach dem Instrumentalstück „Stalin Strikes“ folgt überraschend der Spoken-Word-Track „Ten Thousand Cold Nights“. Abgeschlossen wird das Album von „Katana – Beheaded“, der die Musik der Band gut zusammenfasst und gemeinsam mit dem Opener eines der Highlights ist.
Manticora bieten auf „To Live To Kill To Live“ eine rasante musikalische Achterbahnfahrt. Einerseits findet diese mit ihren vielen Ideen auf hohem Niveau statt und ist äußerst interessant und abwechslungsreich. Andererseits sind einige Passagen aber auch so überladen, dass manchmal die Luft zum Atmen fehlt. Hier hätten die Songs etwas differenzierter sein und die Strukturen klarer herausgearbeitet werden können.