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California

Das Debütalbum der Riverdogs genießt in Hardrocker-Kreisen einen ziemlichen Kultstatus. Vornehmlich, weil die Besetzung besagten Debütalbums relativ schnell wieder auseinanderbrach, als die Plattenfirma Epic die Band nach Veröffentlichung fast keine Promotion betrieb – in Europa wurde das Album beispielweise nur in Holland veröffentlicht und war somit im UK und in Deutschland nur als Import erhältlich. Nachdem Ex-Dio und -Whitesnake-Gitarrist Vivian Campbell die Band schließlich in Richtung Lou Gramm und dessen ebenso kurzlebiger Band Shadow King verließ, führten Sänger Rob Lamothe und Bassist Nick Brophy die Band noch einen Weile weiter, aber ein enttäuschendes zweites Album 1992 entpuppte sich als der letzte Sargnagel.

Seit 2003 ist nun die klassische Besetzung mit Lamothe, Brophy, Campbell und Drummer Marc Danzeisen (der allerdings erst nach den Aufnahmen zum Debut zur Band stieß – das Album hatte Studiodrummer Mike Baird eingezimmert) offiziell wieder vereint – viel hat sich aber seitdem nicht getan. 2011 erschien eine EP mit aufbereiteten Demotracks, und erst jetzt gibt es mit „California“ ein echtes full-length-Album, das natürlich hohe Erwartungen schürt.

Nun, es sei jedem Riverdogs-Fan ans Herz gelegen, den Opener ‚American Dream‘ entweder gleich zu überspringen oder sich zumindest nicht gleich in die Flucht schlagen zu lassen. Das langweilige Standardriff, die platten ‚Hey! Hey!‘-Chöre und die öde 08/15-Glamrock-Melodie sind nämlich ziemlich grausam ausgefallen – und gottlob nicht im Geringsten typisch für den Rest der Scheibe. Auf dem regieren nämlich vornehmlich ruhig ausgefallene Töne mit gewohnt starkem Bluesrock-Einschlag, die mit ein paar Abstrichen durchaus ans Debüt anknüpfen können. Diese Abstriche muss man eigentlich immer dann machen, wenn die Band sich in Uptempo-Bereiche vorwagt, zum Beispiel auf dem schwachen ‚Searching For A Signal‘. Dafür gibt’s mit dem entspannten ‚The Revolution Starts Tonight‘, dem bluesigen ‚Something Inside‘ mit Gov’t Mule-Anleihen, dem Tom Petty-meets-Bon Jovi-mäßigen Ohrwurm ‚Golden Glow‘ – der allerdings in den Strophen kräftig an den Cheap Trick-Hit ‚The Flame‘ erinnert – jede Menge Stoff fürs Herz. Vivian Campbells gefühlvolle Gitarrenarbeit passt dabei perfekt zu Lamothes melancholischer Stimme, und die Rhythmusgruppe groovt zurückhaltend und bodenständig dazu. Gelegentlich, wie bei ‚Ten Thousand Reasons‘ und ‚You’re Too Rock’n’Roll‘ scheint dabei sogar eine leicht psychedelische Kante durch. Manchmal erinnert das Ganze etwas an die letzten beiden Europe-Studioalben, allerdings ohne deren moderne Anwandlungen oder gar die heruntergestimmten Gitarren.

Die Welt wird auch „California“ nicht verändern, aber wer auf handgemachten, unprätenziösen und gefühlvollen Rock mit Siebziger-Atmosphäre steht, kann hier trotz ein, zwei schwächerer Songs definitiv zuschlagen. Hoffen wir, daß die Jungs sich zum nächsten Album nicht genausolange Zeit lassen…

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