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The Ninth Hour

Sonata Arcticas Karriere kann man bislang in drei Phasen einteilen. Zu Beginn galt es hochmelodiös Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, ab dem dritten Album wurde das Tempo gedrosselt, um die Songs noch abwechslungsreicher zu gestalten, danach begann dann eine etwas proggigere Phase, die aber spätestens seit dem Vorgänger vom aktuellen Album „The Ninth Hour“ wieder in geradlinigere, eingängigere Songs mündet. Somit stellt wohl jedes Album der Finnen stets eine kleine Überraschung dar.

Diese Tradition führt nun auch der Titel des aktuellen Werkes dar, denn auch nicht religiöse Menschen wissen, dass Jesus zur neunten Stunde am Kreuz starb. Entsprechend dazu leitet die Plattenfirma auch mit Matthäus 27:46 die Vorstellung des Albums im Infoblatt ein:

„Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

.

Schwere Vorzeichen also für den Inhalt, den Toni Kakko und Co. auf dem neunten Album aufbieten, der aber zum Glück nicht unnötig biblisch, sondern im typischen Stil der Band behandelt wird. Musikalisch abwechslungsreich, von akkustisch-atmosphärisch und nachdenklich bis teilweise stürmisch wird ein Paket geschnürt, dass auf die Missstände und Probleme der Welt hinweist, von Umweltzerstörung und -politik bis hin zu gesellschaftlichen Problemen.

„Ich bin überhaupt keine religiös veranlagte Person, deshalb musste ich mich erst einmal in die Materie einlesen, als mir dieser Gedanke mit „The Ninth Hour“ kam“

, so Sänger Tony Kakko.

„Hauptsächlich sollte der Titel unterstreichen, dass dies unser neuntes Album ist. Aber es war toll, dann bei der Recherche herauszufinden, wie viele verschiedene Bedeutungen die Zahl neun hat und wie gut diese Symboliken in mein ursprüngliches Textkonzept und die Idee zu dem Cover passten.“

Der Eröffnungsblock „Closer To An Animal“, „Life“ und „Fairytale“ hat ein flottes Grundtempo inne und überzeugt durch die bandtypischen Melodielinien und einen gewissen Hymnenfaktor, „We Are What We Are“ setzt dagegen auf eine ruhige, nachdenkliche Grundstimmung, „Till Death’s Done Us Apart“ wechselt zwischen balladesk und aggressiven Ausbrüchen, „Rise A Night“ stellt den Hochgeschwindigkeitstrack des Albums dar, wogegen „Fly, Navigate“, Communicate“ auch das Tempo hoch hält, allerdings mit einer sehr weinerlichen oder positiv ausgedrückt emotionalen Gesangslinie ausgestattet ist, die den Song etwas hemmt. „Candle Lawns“ besitzt noch mehr Zuckerguss, neben Balladenfans werden die Zahnärzte sich freuen. Ähnlich süßlich fällt die Fortsetzung von „White Pearl, Black Oceans“ (von „Reckoning Night“) aus, die „White Pearl, Black Oceans Part II – „By The Grace Of The Ocean“ ausfällt. Durch den zehnminütigen Ausflug verliert das Album hinten raus deutlich an Dynamik, da auch „On The Faultline“ die ruhige Version des Openers darstellt.

Im Vorfeld hieß es von der Band, dass man wieder ein härteres, schnelleres Album aufnehmen wollte. Mit fünf, sechs Songs jenseits von ICE-Geschwindigkeit ist das schon eine kleine Enttäuschung, obwohl die Gesamtstimmung des Albums in sich absolut passt. Erwartet wurde nur etwas anderes. Bitte beim nächsten Mal!

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