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A Way You’ll Never Be

Der arme Mann auf dem Cover steht lichterloh in Flammen. Eine Reminiszenz an Pink Floyd und „Wish You Were Here“? Ein Zeichen für die unbändige Energie, die in John Wesley steckt, für den heißen Rock, den er auf seinem neuen, nunmehr achten Studioalbum präsentiert? Wir wissen es nicht genau. Was wir aber wissen: John Wesley ist seinen Fans (und inzwischen hoffentlich nicht nur denen) bekannt geworden durch seine Live-Unterstützung für Porcupine Tree. Er hat sich aber auch als Solo-Künstler einen Namen gemacht. Und er legt mit „A Way You’ll Never Be“ ein ausgezeichnetes Album vor.

Mit seinem neuen Album bedient er gleich zu Beginn die Steven Wilson Fans und sorgt im Opener für wohliges breites Grinsen beim Hörer. ‚By The Light Of The Sun‘, das vorab bereits als Video veröffentlicht wurde, erinnert stark an Porcupine Tree und gibt die Marschrichtung für ein hervorragendes Album vor, das sich irgendwo zwischen proggigem Alternative-Rock, jazziger Fusion und elektrisierendem Singer-/Songwriter-Material bewegt. Der leidenschaftliche Gitarrist Wesley liefert erwartungsgemäß starke Parts auf seinem Instrument ab, aber nicht nur das. Gemeinsam mit seinem Bassisten Sean Malone und dem Schlagzeuger Mark Prator überzeugt er (natürlich) durch Können und schafft es ganz nebenbei auch noch, packende Musik und Texte zu schreiben.

Auf dem Vorgängeralbum Disconnect hatte Wesley prominente Unterstützung durch den Rush Gitarristen Alex Lifeson. Dieser ist zwar beim aktuellen Album nicht mit dabei, aber dennoch orientiert sich Wesley immer wieder an seinem Vorbild und erschafft einen eigenen, aber deutlich an Rush angelehnten Stil. Neben Lifeson schimmert immer wieder auch ein wenig Joe Satriani in Wesleys Gitarrenspiel durch. Nach dem schon erwähnten ‚By The Light Of The Sun‘ folgt der Titelsong, ein siebenminütiger Track, der mit seinen packenden und sehr präsenten Riffs sofort zum gepflegten Headbangen animiert.

Auffallend ist die im Gegensatz zum Vorgänger deutlich gesteigerte Härte. Wesley klingt natürlich immer noch nach Wesley, aber die Riffs und Soli wirken doch tighter, rockiger und driften noch mehr vom Prog zum Alternative, was insgesamt durch die saubere und sehr druckvolle Produktion des Albums noch verstärkt wird. Die Ballade ‚The Silence In The Coffee‘ stellt die gelungene Ausnahme dar: Der Song mit dem merkwürdigen Titel wird allein durch Wesleys Stimme und seine Gitarre getragen, verzichtet also auf Drums und Bass, stellt einen wunderbaren Ruhepol dar und ist insgeheim vielleicht sogar das Highlight des insgesamt sehr starken Albums.

Spätestens mit diesem Album muss man den amerikanischen Musiker auch als Solo-Künstler in der ersten Progrock-Riege einsortieren. „a way you’ll never be“, wie die von Wesley präferierte komplett in Kleinbuchstaben gehaltene Schreibweise richtig lautet, ist ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung. John Wesley ist ein ernstzunehmender Solo-Künstler und hervorragender Songwriter, und damit weitaus mehr als „nur“ der Live-Gitarrist für Porcupine Tree.

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