|

The Last Night Of The Electrics

Nicht wenige Status Quo-Fans sehen Francis Rossis Entscheidung, die Band nach dem Tod von Gründungsmitglied und Sympathieträger Rick Parfitt weiterzuführen, eher kritisch. Vorliegendes Livealbum ist also durchaus auch ein wenig Visitenkarte für die Zukunft von Quo. Und Bassist Rhino Edwards behauptet im Booklet großspurig, Quo sei jetzt „viel mehr ein Team. Vorher waren es Francis, Rick und drei andere Typen.“ So, so.

Butter bei die Fische, natürlich hat Francis Rossi das Recht, Status Quo auch ohne Rick weiterzuführen. Aber Edwards‘ Einschätzung ist in einer Hinsicht natürlich vollkommen falsch: Status Quo ist jetzt eben „Francis und vier andere Typen“. So sehr sich Edwards und Keyboarder Andy Bown bemühen, Parfitt stimmlich zu ersetzen und so kompetent Neuzugang Richie Malone die Parfitt-Riffs schrubbt, die Lücke, die Rick hinterlässt, ist nicht zu schließen, erst recht nicht vom charismafreien Bassisten, der auch nach 33 Jahren noch nicht aus dem Schatten seines Vorgängers getreten ist. Das weiß aber Rossi auch selbst und hat die Setlist clevererweise umgestellt und die typischen Parfitt-Paradenummern einfach größtenteils gestrichen. Und die nach 1984 von Parfitt gesungenen Alan Lancaster-Songs auch. Das heißt, kein ‚Backwater‘, kein ‚Fourty-Five Hundred Times‘, kein ‚Junior’s Wailing‘, kein ‚Roadhouse Blues‘ und erst recht kein ‚Big Fat Mama‘ mehr. Wie man bei den schauerlich gesungenen Versionen von ‚Rain‘, ‚Creepin‘ Up On You‘ und ‚Rock And Roll Music‘ hört, ist das auch eine absolut korrekte Entscheidung – Edwards ist einfach kein Sänger. Punkt. Da verzichtet der Durchschnitts-Quo-Fan wohl lieber.

Was bleibt also übrig? Nun ja, ganz offen gesagt – immer noch 99% der Hits. Die hat nämlich schon immer Rossi gesungen, während Lancaster und Parfitt dem den Blues- und Hardrock-Anteil des Quo-Sounds gegenüber gestellt hatten. Für die Fans der kommerzielleren Quo ist die Veränderung also gar nicht mal so gravierend. ‚Caroline‘, ‚In The Army Now‘, ‚Down Down‘, ‚Roll Over Lay Down‘, ‚Rocking All Over The World‘, ‚Paper Plane‘ – alles da. Dazu ein paar Songs aus der jüngeren Vergangenheit wie ‚Beginning Of The End‘ und ‚The Oriental‘, ein, zwei Fan-Faves wie ‚Gerdundula‘ und ‚Softer Ride‘ – ja, das macht immer noch Spaß. Auch wenn Drummer Leon Cave seinem Vorgänger Matt Letley nicht das Wasser reichen kann und exakt so langweilig spielt wie Gegner der Band das den Quo-Drummer bislang zu Unrecht vorwarfen. Ja, und der Zahn der Zeit nagt mittlerweile immer deutlicher an Francis‘ Stimme. ‚Down Down‘ wird beispielsweise eine komplette Oktave tiefer gesungen, was dem Song natürlich viel Kraft nimmt. Bleibt also die Frage, wie lange der 68jährige selbst noch den Anforderungen der Quo-Songs gerecht werden kann.

Dennoch, Status Quo haben auch als Francis Rossi-Band immer noch Unterhaltungswert, auch wenn zu hoffen ist, daß Rossi in Zukunft seine Bandkollegen noch deutlicher am Vergewaltigen von Ricks Klassikern hindern wird. Dann können Rossi und Co sich auch die albernen, schlagerhaften Akustik-Shows und -Alben sparen. Bitte…

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar