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Ophidian Henosis

Oh je – schon wieder diese etymologische Überlegenheitsnummer à la Agalloch? So denn: Wälzet die Thesauren, unkundige Schwarzmetaller, und erweiset euch eurer Kutten wieder würdig! ‚Ophidian Henosis‘ lautet die Botschaft; die Lösung hat irgendwas mit Schlangen und Vereinigung zu tun – und ehe man sich versieht, hat man züngelnde Reptilien vor Augen, die sich in ihre Hinterteile verbeißen. Na, siehste. Quod erat demonstrandum.

Barshasketh mögen in ähnlicher Weise abgehoben sein wie ihre terminologiebesessenen Kollegen (oder mit der zur Schau gestellten Bildung einfach einem Trend folgen), das Abgelieferte ist aber auch in ähnlicher Weise überlegen: scharfgezeichneter Edel-Blackmetal in römisch durchnumerierten, titellosen Akten mit Gesang direkt aus dem Herzen der Dunkelheit. Klingt jedenfalls wie eine Königskobra beim Koitus. Oder doch eher Tante Gisela in Formaldehyd? Eines ist sicher: Vokalist Krigeist (allein dieser Name!) versteht sein Handwerk, dass es einen schüttelt, und darf zu Recht auf majestätischem Gitarrenpfuhl thronen.

Die Umsiedler – Barshasketh zogen auf der Suche nach tieferen Schatten von Neuseeland nach Schottland – eint vor allem die gewaltige Achtung ihrer Wurzeln. Anstatt sich in gezwungenem Progressivgebolze zu üben und unrühmliche Fehltritte zu riskieren, stopfte man für ‚Ophidian Henosis‘ die im Schweiße seines Ungesichts gesammelten Skilling Points nahezu ausschließlich in den Produktions-Balken. Keine schlechte Idee, denkt man an den etwas hölzernen Sound von ‚Sitra Achra‘ (was immerhin auf spirituelle Unreinheit hindeutet) zurück. Dessen hier besprochener Nachfahre schält sich manierlich, fast schon klinisch aus den Boxen und zeugt von stilistischem Ehrgefühl und grundsätzlich hohem Anspruch. Den allerdings über die volle Strecke zu erfüllen, hätte ein wenig mehr Amplitude bedurft.

Was damit gemeint ist? Nun, Barshasketh haben ein kleines Pegelproblem. Einmal eingependelt, verlassen sie sich allzu sehr auf das einmal gefundene harmonisch-atmosphärische Mischungsverhältnis. Zu wenig Dynamik auf zu weiter Distanz sind die Folge – und sieben im Durchschnitt siebenminütige Akte, die einander munter zu spiegeln und nachzueifern scheinen und darin ein nicht unerhebliches Verwechslungs- und Abnutzungsrisiko auf sich nehmen. Dass man sich am Ende von Akt VII nicht anders zu helfen weiß, als sich feige fadend aus der LP zu schleichen, ist da nur allzu symptomatisch. Deswegen muss die Devise lauten: häppchenweise genießen und sich besser einmal zu oft umblicken, ehe die unbestreitbare Klasse dieser Platte im selbstgepflanzten Variationen-Dickicht verwelkt.

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