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Bloodstone & Diamonds

Gehässigkeit am Anfang der Rezension gefällig? Machine Head sind die Nightwish des modernen Thrashmetal. Überlange, über-epische Bombasttracks mit langen Schleimspuren, die nur darauf abzielen, dass es sich bei der Band die diese zelebriert wohl klar und deutlich um den Headliner des Abends handelt. Gehässigkeit /off.
Bei Machine Head werden anno 2014 keinerlei halbe Sachen gemacht. Alles ist bis ins kleinste Detail ausgefeilt, durchdacht, durchkomponiert. Die Songs sind noch weit komplexer als auf den bisherigen Alben – wenn man einen Rausschmeißer wie ‚Davidian‘ hört, mit dem Machine Head ihre Karriere begonnen haben und ihn mit ‚Now We Die‘, dem Opener des neuesten Outputs ‚Bloodstone & Diamonds‘ vergleicht, dann ist da ein Wandel zu erkennen, der ein bißchen an die Veränderung des großen M’s von ‚Hit The Lights‘ zu ‚Blackened‘ erinnert.

Ohnehin haben Machine Head mit ihrem mitreißenden neuen Opus ihre …Justice veröffentlicht. Das ist knallharter moderner, sehr technischer Thrash Metal, der einerseits mit dem Geshoute von Rob Flynn und der Wollmützenattitüde (die, wenn man sich erinnern möchte, von Anfang an vorhanden war – da gab es kein Anbiedern an Trends, Machine Head wanderten schon immer auf diesem Grat) die Freunde modernen Metalcores bedient, andererseits aber mit den spannenden Kompositionen, der unglaublich filigranen Gitarrenarbeit, der knallenden Härte und der allumfassend vorhandenen Fähigkeit an den Instrumenten auch die Freunde des klassischen Thrash Metal begeistern können.

Im Endeffekt ist Machine Head so ein bißchen Everybody’s Darling, und das mittlerweile auch zurecht. Sollte es der Band einfallen, auf einem der nächsten Alben ihr ‚Enter Sandman‘ zu erschaffen, könnte die Ablösung in den großen Stadien der Welt bevorstehen. Denn Machine Head sind tatsächlich SO gut. Derbstes Gedresche wie bei ‚Eyes Of The Dead‘ steht der Band genauso gut zu Gesicht wie die klassischen Midtempo-Stücke die wirklich jeden noch so phlegmatischen Hörer zum Mitbangen zwingen. Auf ‚Bloodstone & Diamonds‘ wirken alle Stücke noch etwas aufregender, jeder Song ist besonders, man spürt eine gewisse Aufbruchstimmung und verhaspelt sich nicht in Überflüssigkeiten. Natürlich, die klassischen Intros der Opener der Alben von Machine Head lassen einen den Song wiedererkennen, aber danach folgten schon das eine oder andere Mal Stücke, die eher austauschbar wirkten. Das ist auf ‚Bloodstone & Diamonds‘ nicht mehr der Fall. Jeder Track hat herausragende Eigenschaften.

Außer dem bereits genannten ‚Now We Die‘, dem seine Rolle als Opener trotz vieler Streicher gut zu Gesicht steht gibt es in jedem Song etwas, das dafür sorgt, dass sich das jeweilige Stück ins Gedächtnis brennt. Die für Machine Head so typischen leicht quietschenden Gitarrenläufe – ein Trademark von einem so hohen Wiedererkennungswert hat seit Slayer niemand mehr gehabt – sind allgegenwärtig. Neben dem sagen wir effektreichen Verbindungstrack ‚Imaginal Cells‘, der irgendwie überflüssig wirkt, sowie ‚Damage Inside‘ einer Art Ballade, bei der Machine Head ruhig noch mutiger hätten sein dürfen – Rob Flynn ist mittlerweile auch in den tiefen Tonlagen so großartig, dass man diesen Song ruhig die komplette Dauer a capella hätte lassen dürfen – dominieren überlange Epen. Zwischen eher etwas sperrigen Tracks wie ‚Ghosts will haunt my Bones‘ oder Gedresche wie ‚Night Of Long Knives‘ sind vor allem die Stücke überragend, die die Charakteristiken der Band jedesmal aufs Neue auf 7 Minuten komprimieren – modellhaft seien hier ‚Game Over‘ und ‚In Comes The Flood‘ genannt – zwei Meisterstücke des modernen Thrashmetal, die mit ihren Melodien alles in den Schatten stellen, was Machine Head bisher gemacht haben.
Zu guter Letzt dann noch ein paar Worte zu ‚Sail Into The Black‘. Dieser Song wird vermutlich den einen oder anderen langweilen – er zeugt aber von den unfassbaren Fähigkeiten, die Machine Head über die Jahre entwickelt haben. Der Gesang von Rob Flynn ist nichts anderes als magisch, die Atmosphäre düsterer als jeder bisherige Song der Band – was daher rührt, dass die Band sich nicht zu schade war, tiefstmögliche Männerchöre in den Vordergrund zu stellen. Aus einem gruseligen Beginn steigert sich der Track langsam über Klavierelemente des Gothic Horror und völlig kitschfreien akustischen Gitarren hin zu maschinengewehrartige Drumsalven – ‚Sail into the Black‘ ist Machine Head’s ‚One‘. Ein legendäres, überragendes, zutiefst gruseliges Monster von einem Song.

Mit ‚Bloodstone & Diamonds‘ haben Machine Head ihr Meisterstück abgeliefert. Komplexität, Attitüde, Härte, Technik, Melodie, Sound – alles hält sich auf allerhöchstem Niveau die Waage und katapultiert die Band an die (fast) einsame Spitze des Thrash Metal.

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