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Sugaregg

I don’t know where to start.

Singt Alicia Bognanno alias Bully und beschert der Rezensentin genau dieses Problem. „Sugaregg“ (Sub Pop) ruft so viele Emotionen und Assoziationen hervor, dass schwer Ordnung reinzubringen ist. Allerdings muss es auch nicht immer ordentlich zugehen. Im Gegenteil, bei Bully geht es auch und gerade um das Auflehnen gegen die allgemeine Ordnung, gegen Konventionen, Rollenbilder und Erwartungshaltungen. Nur zu gern lassen wir uns drauf ein.

Auf ihrem dritten Album sagt uns Bully nicht ihre Meinung, sondern schleudert sie uns um die Ohren. Es empfiehlt sich, etwa „Add It On“ frühmorgens beim Aufstehen zu hören. Wer die Energien des Songs aufsaugt, schafft es gar nicht, sie bis zum Abend aufzubrauchen. „It’s like the pressure that I feel daily.“ Power, Wut und Rrriot-Weiblichkeit ergeben eine mitreißende Mischung, die so oft wie gut an der Bruchstelle von Indie- und Punkrock funktioniert. Bully treibt gern nicht nur ihre Gitarren, sondern auch unsere Unruhe nach oben. Passend dazu stachelt ihr dringlicher, gern auch rotziger Gesang auf, wie es einst schon Courtney Love mit Hole so schön praktiziert hat.

Bully zeigt mit „Prism“ und „Come Down“ aber auch ihre niedergeschlagene Seite. Die Berg- und Talfahrt, die sie uns damit auf „Sugaregg“ beschert, ist beabsichtigt, denn sie schreibt in den Songs über ihre bipolare Störung. Da kann die Leidenschaft, die so starke Songs hervorbringt, zum Fluch werden („passion is a curse“). Was für Bognanno befreiend ist, kann den Hörer zum Nachdenken anregen oder zum Identifikationsfaktor werden. Denn darum geht es schließlich im Idealfall auf beiden Seiten: Emotionen zu verarbeiten, weiterzugeben und sich darin wiederzufinden.

 

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Cargo Records

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