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SPORTFREUNDE STILLER – Jeder nur ein X

Was haben die Rolling Stones und die Sportfreunde Stiller gemeinsam? Beide machen nicht die jeweiligen Fähigkeiten der beteiligten Musiker aus, sondern das, was gemeinsam entsteht. In beiden Truppen finden sich -mit Verlaub- nicht die allergrößten filigranen Techniker, doch wenn die individuellen Kompetenzen zusammengeführt werden, entsteht etwas, was viel größer ist als die Summe der Einzelteile. Zu „Kompliment“, „Heimatlied“ oder „54, 74, 90, 2006 (2010)“ hat vermutlich jeder jenseits der 30 mehrfach in seinem Leben gefeiert. Während Jagger und Co ihren Klang über die Jahrzehnte kultiviert und konserviert haben, haben Peter, Rüde und Flo den ihren weiterentwickelt, ohne ihren eigenen Kompass zu verlieren. Nach sechs Jahren Pause, inklusive ausführlicher Krise, legen sie nun mit „Jeder nur ein X“ ihre mittlerweile achte CD vor.

Mit leichten Reggae-Anleihen auf der Gitarre, später verstärkt durch Bläser und viel Hall in der Stimme, kommt die erste Single „I´m Alright!“ als Opener daher. Flo zählt „Hand in Hand“ ein, das in der Strophe fast ausschließlich auf Rüdes Bass aufbaut, im Chorus dann aber den so typischen Sporti-Sound inklusive Keyboards entstehen lässt, das musikalische Highlight der Scheibe.

„Der Geist sitzt im Herzen, doch da guckt man nicht rein, man guckt nur aufs Haus, und bis zur Verzerrung verzierten Schein, doch darin spukt es, wer hätte das gedacht“, sind die ersten Worte aus „Wächter“, einem Lied, das einem an Depression erkrankten Freund gewidmet ist. Textlich war das Trio nie stärker, und es gelingt ihnen dabei das Kunststück, nicht in eine erwartbare Jammer-Ballade zu verfallen, sondern einen Mid-Tempo-Rocker daraus zu machen.

Klassisches Sportfreunde-Klampfen-Geschrummel findet sich auf „Du bist eine Bank“, und wüsste man es nicht besser, würde man den Track auf die frühen 2000er schätzen. Etwas ruhiger wird es mit dem positiven „Bergauf“, das zunächst ganz leise beginnt, um in der Schlussminute noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen und wild endet.

An Kollegen wie Depeche Mode lässt „Spektakulär“ unweigerlich erinnern, bestehend aus Synthesizer- und Elektrosounds, die mit Drum-Beats garniert werden, die wie aus dem Computer klingen. Im Anschluss geht das „Drama mit dem Karma“ in eine ähnliche Richtung. Beide Werke lassen einen beim Hören ein wenig ratlos zurück. Der Titeltrack „Jeder nur ein X“ beginnt als ruhige Ballade und wandelt sich eine lässige Pop-Nummer und lässt den Longplayer ruhig ausklingen.

Wie gut sich die neuen Songs in das altbewährte Repertoire einfügen, konnten die Fans auf den Shows im abgelaufenen Jahr erkennen (z.B. in Dortmund). Und wenn die Bandkrise etwas Gutes hatte, dann dass nach den zuletzt doch ein wenig durchwachsenen Alben, sich durch die lange Pause einiges Hitpotential angesammelt hat, und aus „Jeder nur ein X“ kein überragendes, aber ein starkes Album macht, das all das zusammenführt, was die Jungs ausmacht.

Viele Hintergründe zur Platte, der langen Pause und neuen Arbeitsregeln hat die Truppe uns übrigens im ausführlichen Interview erzählt, das Ihr in wenigen Tagen bei Whiskey-Soda nachlesen könnt.

Note 2-

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