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Songs From The Big Chair (Deluxe Edition)

Wer „Songs From The Big Chair“ als Perle der Popmusik bezeichnet, liegt richtig. Curt Smith und Roland Orzabal ist mit dem Album ein unsterblicher Klassiker gelungen, der nun kurz vor seinem 30. Jubiläum steht. Auch drei Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung sind die Megahits des Albums, „Shout“ und „Everybody Wants To Rule The World“, regelmäßig und häufig im Radio zu hören.

Neben den beiden Hitsingles erschien „Mothers Talk“ schon deutlich vor dem Album im August 1984. Im Folgejahr wurden noch das großartige „Head Over Heels“ und die supersofte, beinahe jazzige Ballade „I Believe“ ausgekoppelt, allerdings ohne eine vergleichbar nachhaltige Wirkung wie die anderen Singles. Nicht unbedingt radiokompatibel, aber gleichermaßen großartig sind „The Working Hour“ und „Listen“.

„Songs From The Big Chair“ erschien schon 2006 erstmals als „Deluxe Edition“. Für die Neuauflage der Neuauflage wurde das hervorragende Album noch mal remastert. Alles in allem eine ordentliche Sache, aber besonders audiophile Fans und Kenner werden feststellen, dass die Abmischung etwas zu laut geraten ist und damit leider dem umstrittenen Trend entstpricht.

Genau wie bei der ersten „Deluxe Edition“ ist auf zwei CDs reichlich Bonusmaterial zu finden. Und das unterscheidet sich sogar noch ein wenig von dem auf dem Vorgängermodell. Neu auf CD 1 ist „The Conflict“, das allerdings etwas fehl am Platz wirkt, denn es ist die B-Seite der Single „Change“. Die wiederum stammt vom Vorgängeralbum „The Hurting“ und ist auch auf dessen „30th Anniversary Edition“ drauf, hier also überflüssig.

Die zweite CD von 2006 enthielt zwölf Tracks, die neue enthält 16, teilweise auch anders angeordnet. Wesentliches Novum sind zwei Versionen von „Everybody Wants To Run The World“ (ja, „Run“ heißt es hier). Es handelt sich um die ’86er-Neuaufnahme von „… Rule The World“ anlässlich der „Sport Aid“-Kampagne. Roland Orzabal sagte einst, Tears For Fears hätten den Song aufgenommen, damit Bob Geldof endlich Ruhe gäbe. Er hatte es der Band offenbar sehr übel genommen, dass sie nicht bei Live Aid auftraten. Orzabal giftig: „Wir waren offenbar schuld, dass in Afrika Millionen starben.“

Extralange Mixes von „Mothers Talk“ oder „Shout“ sind auf der „Deluxe Edition“ leider nicht mehr dabei. Ihren Platz haben nun deutlich kürzere US-Versionen eingenommen. Obendrauf gibt es noch ein aktuelles Interview mit Roland und Curt, die derzeit übrigens an einem neuen Album arbeiten. Doch auf einer Doppel-CD wirkt so ein Wortbeitrag eher unpassend.

Wer die extralangen Versionen vermisst oder wem das Programm der „Deluxe Edition“ nicht genügt, der greift zur limitierten „Super Deluxe Edition“, die der eigentliche Anlass für die Neuveröffentlichung ist. Sie enthält auf sechs Bild- und Tonträgern unter Anderem einen 5.1-Mix des Albums von Mastermind Steven Wilson, der für seine Abmischungen inzwischen berühmt ist. Eine Live-DVD ist auch dabei, außerdem ein reproduziertes Tourprogramm und ein Booklet. Wahlweise gibt es auch noch Vinyl-Formate, alles natürlich in einer schicken Box.

Die „Deluxe Edition“ fällt damit in gewisser Weise dazwischen. Wer ein echter Fan von Tears For Fears ist, braucht die große Version. Wer sich nicht dazu zählt, aber etwas mehr als die Hits mag, der greift zum mittlerweile günstig erhältlichen Standardalbum (remastert natürlich auch als Download erhältlich). Fragt sich also: Wer kauft jetzt die normale „Deluxe Edition“ auf zwei CDs? Schade eigentlich, denn gelungen ist sie.

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