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Rockharz-Festival 2015 – Zwölftausend Fäuste für ein Hallelujah

Auch im Jahr 2015 überzeugten Line-Up, Leute und das ganze Drumherum den Rockharzer. Und traditionell gab es auch in diesem Jahr wieder einen merkbaren Patzer in der Organisation, nämlich das Fiasko bei der Anreise am Mittwoch, als etliche Kilometer Stau den zu geringen Durchsatz der Einlasskontrollen quittierten. Doch im Ernst: Was wäre ein Festival, bei dem alles nur rund läuft? Und so lieb, wie sich das Orga-Team bei den Danksagungen am Samstagabend entschuldigte, kann man ihm auch echt nicht böse sein. Im Nachhinein muss man sogar zugeben, dass es irgendwie ein tolles Gefühl ist, in der Warteschlange – Kilometer vor dem Einlass – mit Livemusik beschallt zu werden.

Und auch wenn jene Bands, die an diesem Mittwochabend das Vorprogramm bestreiten sollten, durch die Einlassprobleme kaum Publikum gehabt haben konnten – was den einen oder anderen Fan sicherlich nicht all zu sehr erfreute – zauberten schon Drone (>Fotos<) trotz des ungemütlichen Wetters am Donnerstagmorgen als erste Band des Festivals mit tiefsinnigen Lyrics und kunstvollen Kompositionen fröhliche Gesichter im Publikum hervor. Der daraufhin folgende Mix aus Majestys (>Fotos<) Power-, Skalmölds (>Fotos<) Pagan- und Panzers Thrash-Metal füllte den Nachmittag bis zur Letzen Instanz (>Fotos<), die es zwar verstand, ihren Fans eine ordentliche Show zu liefern, jedoch wie auch die Emil Bulls (>Fotos<) zu keinem Zeitpunkt so etwas wie gesteigerte Aufregung herauszukitzeln vermochte.

Erst mit Epica (>Fotos<) startete am frühen Abend so etwas wie Headlinerstimmung: Das Infield füllte sich, die Bier-Zapfsäulen liefen ohne Unterbrechung und Simone Simons betörte im goldenen Sonnenlicht mit ihrer Stimme das ganze Flugfeld. Fast schon märchenhaft! Später am Abend, nachdem Alestorm (>Fotos<) versoffen und brandschatzend die Bühne gekapert und Kataklysm (>Fotos<) ihre Show glorreich in den Sand gesetzt hatten, brachten Behemoth (>Fotos<) den wohl athmosphärischsten Auftritt auf die Ballenstedter Bühne. Im Zwielicht blauer Scheinwerfer inmitten dichter Nebelschwaden prügelten die polnischen Musiker ihre beeindruckenden Riffs über das Flugfeld – und ließen sogar Flammen vor der Bühne aufsteigen. Die derartig aufgeheizte Stimmung übernahmen Hammerfall (>Fotos<) und lieferten einen bombastischen, wenn auch nicht sonderlich kreativen Auftritt, bevor Fiddler’s Green (>Fotos<) den Abend mit ihrer berühmten Wall Of Folk eskalieren ließen.

Wesentlich angenehmer temperiert und regenfrei begann der Freitag musikalisch mit gewöhnungsbedürftigem Volksmetal (>Fotos<), pendelte sich dann jedoch mit Undertow, Ragnarök (>Fotos<), Finsterforst (>Fotos<) Devilment (>Fotos<) und Manegarm (>Fotos<) pagan bis black-metallisch ein, bis The Gentle Storm am Nachmittag einen gekonnten Kontrapunkt setzten. Nach den schwedischen Pagan-Metallern Manegarm wirkte Anneke van Giersbergens Stimme noch harmonischer und klarer als ohnehin schon und die tiefstehende Sonne betonte zusätzlich die warme Stimmung der progressiven Musik. Mit Delain (>Fotos<), Betontod (>Fotos<) und Coppelius (>Fotos<) folgten dann drei weitere Bands, die nicht nur ihre stabile Fanbasis vor der Bühne sondern auch das weiter hinten stehende Publikum fest im Griff hatten, bevor die Blues Pills (>Fotos<) das Flugfeld bespielten.

Wer denkt, dass Hippies und Metaller nicht zusammen passen, sollte sich unbedingt mal ein Konzert dieser Band ansehen, die mit bluesigen Stoner-Riffs und einer begnadeten Sängerin schon fast eine Art Woodstock-Feeling aufkommen ließen – inklusive über das Infield schwebendem Gras-Duft. Gefangen zwischen den weniger begeisternden Auftritten von Biohazard (>Fotos<) und Fear Factory (>Fotos<) zogen Schandmaul (>Fotos<) noch einmal ordentlich die Stimmungskurve nach oben, bis W.A.S.P. (>Fotos<) als Headliner zwar gnadenlos ihre Spielzeit überzogen, das Publikum jedoch tobend an Eisbrecher (>Fotos<) und später an Tanzwut (>Fotos<) übergaben, die einen Stromausfall auf der Bühne gekonnt mit Sackpfeifen unplugged überspielten, um, als der Bühnenstrom wieder funktionierte, noch einmal das letzte Bisschen Energie aus den Fans herauszuholen.

Der Samstag-Mittag scheuchte die Camper zu früher Stunde mit hohen Temperaturen aus den Zelten, sodass nichts anderes übrig blieb, als den Schlafmangel durch ein brennwerthaltiges Bierfrühstück auszugleichen. Es folgte das Mittagsprogramm, das Bands wie Asenblut (>Fotos<), Waldgeflüster (>Fotos<) und Heretoir (>Fotos<) hervorbrachte, wobei das Whiskey-Soda-Team eine echt beeindruckende Band zu schätzen lernte: Cripper (>Fotos<) kommen aus Hannover und haben Britta zur Frontfrau, eine charismatische Voll-Auf-Die-Fresse-Sängerin, die die deathlastigen Metalcore-Riffs ihrer Bandkollegen gekonnt verbal zusammenfaltete und nebenbei dem Publikum mit bösen Blicken einen Scheitel zog.

Dagegen schien die theatralische Show von Hell (>Fotos<) kaum der Rede wert zu sein und auch aus dem durchmischten Nachmittagsprogramm (Artillery (>Fotos<), The Haunted (>Fotos<), Varg (>Fotos<), The Black Dahlia Murder (>Fotos<)), konnte erst der Stimmungs-Höhepunkt während des stürmischen Ritts der Apokalyptischen Reiter (>Fotos<) durch ihre letzten Alben mit der niedersächsischen Band mithalten. Für den Headliner-Abend musste das Rockharz-Team dann wohl alle Register gezogen haben. Eluveitie (>Fotos<), Soulfly (>Fotos<), Cradle of Filth (>Fotos<) und Dream Theater (>Fotos<), danach die vollkommen bekloppten Norweger von Trollfest (>Fotos<), die noch einmal alles aus dem Publikum herausholten. Es wurde gemosht, geheadbangt, es gab enorme Circle Pits und zum Abkühlen zuletzt das Set von Ghost Brigade (>Fotos<), bevor man das Publikum in die Nacht entließ.

Und so ging am Sonntag morgen bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen das Rockharz 2015 zu Ende. Ein Metal-Festival, wie es zu sein hat – mit tollem Lineup, entspannten Sicherheitsmitarbeitern und Besuchern, die keinen nennenswerten Ärger machten. Ein Festival mit eigenem Charme – und nicht zuletzt ein Festival mit humanen Preisen, sei es für Bier, für Essen oder fürs Duschen – man konnte sich wirklich nicht beklagen. In diesem Sinne bleibt dem Whiskey-Soda-Team eben nichts weiter übrig, als die Daumen zu heben und zu grinsen. Bis zum nächsten Mal!

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