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Resident Human

Obwohl es biologisch nicht möglich ist, dass zwei Bands miteinander Kinder zeugen, so bekommen Musik-Fans doch manchmal das Gefühl, dass genau dies geschehen ist. Das gilt auch für die musikalische Einordnung von Wheel. Deren Eltern können wahrlich nicht geleugnet werden und sind leicht ausfindig zu machen: Tool und Tesseract. Vor allem die DNA der erstgenannten war auf dem 2019er Debüt „Moving Backwards“ der finnischen Prog-Metaller überall zu hören. Für ihr neues Album „Resident Human“ (OMN) stellt sich deswegen die Frage: Bleiben Wheel noch in den Kinderschuhen stecken oder kommt die große pubertäre Revolution?

Zunächst klingt „Resident Human“ jedoch alles andere als nach Auflehnung. Dafür sind die ersten Minuten des zwölf-minütigen Openers „Dissipating“ zu ruhig. Doch nach dem atmosphärischen Start bekommt er eine faszinierende Dynamik und geht hinten raus in die Vollen. Natürlich lassen Tool hier abermals grüßen. Allerdings bieten Wheel eine Rauheit dar, die sich viele Fans der US-amerikanischen Ahnen vielleicht hin und wieder auf der doch sehr gleichförmig gestrickten aktuellen Tool-Platte „Fear Inoculum“ gewünscht hätten. Das führt dazu, dass das Herz der geneigten Prog-Hörer*innen gleich zu Beginn einen kleinen freudigen Hüpfer macht. Bei diesem allein wird es aber nicht bleiben. Denn er wiederholt sich bei den anderen beiden langen Tracks „Hyperion“ und „Resident Human“ mit ihren zwölf bzw. zehn Minuten. Obwohl die Song-Kompositionen in ihrem Grundgerüst ähnlich sind, strotzen sie vor musikalischem Können, Spielfreude und vor allem Abwechslung.

Dies gilt allerdings nicht nur für die drei epochalen Tracks, sondern genauso für die kürzeren Stücke. „Movement“ und „Fugue“ sind in Groove und Eingängigkeit eindeutig von Tesseract beeinflusst. Dennoch besitzen sie eine Wildheit, die sie aus dem Korsett der Vorfahren rausholt. Vor allem die peitschenden und tonangebenden Bassläufe stechen positiv hervor. „Ascend“ ist dagegen von vorne bis hinten ein klassischer Progressive-Metal-Song, der mit seinen harten Riffs und seiner Direktheit ohne große verspielte Schnörkel für eine schöne Abwechslung sorgt. Damit zeigen Wheel, dass sie mit jugendlichem Elan und ohne tiefe Gedanken einfach mal einen raushauen können. Die 51 Minuten Spielzeit gestalten sich so äußerst kurzweilig.

„Resident Human“ ist nicht die große Revolte eines rebellischen Teenagers, sondern die Entwicklung eines jungen Menschen, der die guten Eigenschaften seiner Eltern anerkennt, konsequent fortführt und mit eigenen Ideen garniert. Dabei schaffen es Wheel, dass die Platte frisch und nicht verkopft wirkt. Wenn noch etwas mehr Selbstvertrauen in das eigene Können hinzukommen sollte, dann stehen Wheel in ihrem Leben alle Türen weit offen.

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