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The Incessant

Spürt Ihr das auch dieser Tage? Den schalen Geschmack im Mund, den Druck auf der Brust, die Schlinge um dem Hals, die das Atmen so schwer macht? Unerbittlich, unablässig – incessant?

Es braucht die Jungspunte von Meat Wave, um uns ein wenig klarer darüber zu werden, wo das eigentlich herkommt. Oder wohin das führen kann. Chris Sutter war noch keine 20, als er sich im Jahre 2011 mit seinen beiden Mitstreitern Joe Gac und Ryan Wizniak zusammentat, und nur ein paar Jahre später klingen die Drei, als hätten sie nichts mehr zu verlieren. ‚The Incessant‘, das dritte Meat Wave-Album, von Steve Albini produziert, ist mindestens aufwühlend, wenn nicht aufrührend. Schroffe Gitarrenwände, stoische Dischords und manisch-extrovertierter Gesang werden so abgeklärt montiert, dass es fast Angst macht. Das ist er, der Sound in Zeiten von Trump, Brexit und Xenophobie. Unbehagen als das Alles bestimmende Gefühl.

Meat Wave halten dagegen mit brüsken Riffs, die sich in frenetische Rage spielen. Wenn Wizniak verbissen und drohend auf seine Felle hämmert und Sutter dazu schmerzverzerrt

‚I’m a bad man!‘

ruft, ist der Hörer bereits soweit, seinen Kopf gegen die Wand knallen zu wollen. Und geht beim treibenden Titeltrack tatsächlich die Wände hoch. ‚Rennt, Leute, rennt!‘, scheint es uns aus ‚The Incessant‘ anzuschreien. ‚Rennt Mauern ein und reißt alles mit, was euch in den Weg kommt!‘

Auch wenn die Band am Albumende heftige Dekonstruktion betreibt (‚Killing The Incessant‘), ist es doch nicht Zerstörungswut, die das Trio aus Chicago antreibt. Wir sind Zeuge bei der Suche nach – womöglich ver-, aber nicht zerstörenden – Wegen aus der Gefühlsmisere. Das Album bewältigt und vermittelt letztlich genau die Gefühle, die Energien und den Drang, die man (nicht nur) mit Mitte Zwanzig empfinden MUSS. Ohne diesen Anspruch muss eigentlich niemand anfangen, Musik zu machen.

Am Ende ist es doch die Liebe, die dem Ganzen zugrunde liegt, und eine gekrachte Langzeitbeziehung, die Sutter in seinen Songs verarbeitet:

‚What’s the point of existence, if not through truth or love?‘

(‚Birdland‘). Und weil Meat Wave ihre Hörerschaft mitten hinein ziehen in ihr Tun, gräbt ‚The Incessant‘ in Einem alles an Emotionen, Frust, Angst und Liebe hervor, was in jeglichen Ecken unserer Herzen lauert. Es zwingt uns, sich damit auseinanderzusetzen, und lässt uns einen so schmerzhaften wie befreienden, überaus intensiven Prozess durchmachen, um uns am Ende befreit und voller Tatendrang aufeinander los zu lassen. Stark.

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