|

Wir sind Angst

Nach knapp zweieinhalb Jahren melden sich die Düsseldorfer Jungs endlich mit eigenem Content zurück in der deutschsprachigen Metalcorewelt. Zwischenzeitlich gab es zwar das partytaugliche “Man spricht Deutsch“, bei dem allerlei bekannten Titeln der Callejon-Stempel aufgedrückt wurde, was zum Teil sogar richtig Spaß machte, doch war es nichts eigenes, weshalb “Wir sind Angst“ in meinen Augen das erste echte Callejon-Album nach “Blitzkreuz“ ist.

Eröffnet wird die Scheibe mit einem atmosphärischen Intro. Das “Trauma“ getaufte Stück, das mittels Störgeräuschen nicht nur das Album, sondern auch gleich den Titelsong einleitet, wird in einer längeren Version sicherlich auch die Fans auf ihren Konzerten, der Mitte Februar startenden Tour, darauf aufmerksam machen, dass es jeden Moment losgeht. Und zwar so richtig. Jedenfalls erhält man mit “Wir sind Angst“ gleich einen der am besten für Konzerte tauglichen Songs, bei dem sie kräftig in Callejon-Manier die Doublebass aufdrehen. Mit dem darauffolgenden “1000 PS“ liefern sie textlich einen sehr aufmunternden Song. Die Essenz des Stücks lässt sich mit einer Textzeile daraus ganz gut auf den Punkt bringen:

‚Fickt dich dein Leben, dann fick es zurück.‘

Also lass dich nicht runterkriegen, sondern hiermit aufbauen und schlag zurück.

Mit “Raketen“, “Veni Cidi Vici“ und vorallem “Schreien ist Gold“ legen sie die Messlatte, was rhythmischen, schnellen und abwechslungsreichen deutschsprachigen Metalcore angeht, gleich mal ein paar Stufen nach oben. Das Quintett um BastiBasti kann allerdings nicht nur schnell und laut ins Mikro brüllen beziehungsweise die Instrumente malträtieren. Bei “Unter Tage“ gelingt die Mischung aus schönen klaren Vocals im Refrain und den verzweifelten Shouts, die mit Hilfe der brachial gespielten Insturmente an Härte dazugewinnen. Die Mix macht dieses Stück mit zu den besten des Albums. Mit “Krankheit Mensch“ gehen sie es dann etwas ruhiger, aber auch wütend stampfend an. Wie der Refrain vorgetragen wird, kommen sogar leichte Vergleiche zu Rammsteins “Sonne“ auf.

Ganz still werden sie dann in “Erst wenn Disneyland brennt“. Und auch wenn sich jetzt einer darüber aufregen könnte, dass man sich doch eigentlich immer nach Abwechslung sehnt, hätte so eine Ballade auf “Wir sind Angst“ nicht sein müssen. Oder anders gesagt, nicht als Rausschmeisser der Platte. BastiBasti kann zwar auch diese ruhigen und popsongartigen Passagen singen, aber im Bezug auf die restlichen Titel wirkt diese Schmusenummer mit ihren Bon Jovi Gitarrenklängen aus den späten 80ern doch sehr wie ein musikalischer Fremdkörper und bremst somit das ganze Album aus.

Von dem schlechtplatzierten Outro einmal abgesehen ist “Wir sind Angst“ als Erfolg zu verbuchen und wird zumindest in meinem Player noch einige Zeit verweilen, wobei ich dann lediglich den letzten Song skippen werde.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar