A Christmas Carol
Ein Weihnachtsalbum! Hurra!!!!!111111elfelfelf! Den aufmerksam Lesenden dürften an dieser Stelle die Ironie aufgefallen sein. Eine neue Platte zum großen christlichen Fest herauszubringen ist wahrlich nicht die innovativste (aber vielleicht lukrativste!?) Idee. Bei Majestica verhält es sich jedoch etwas anders als sonst. Während manche Bands große Ziele haben, wie vielleicht einmal das Wacken-Festival zu headlinen oder auf Platz 1 der Charts zu landen, war es schon immer ein Traum von Bandleader Tommy Johansson, eine Weihnachtsplatte zu machen. Das klingt merkwürdig, macht „A Christmas Carol“ (Nuclear Blast) allerdings von vorneherein etwas sympathischer.
Wie der Titel schon aussagt, steckt hinter „A Christmal Carol“ nichts anderes als eine Adaption der gleichnamigen berühmten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Majestica reihen sich somit in die endlos lange Liste an Musikern, Literaten und Künstlern ein, die sich auf dieses Meisterwerk beziehen. Die Geschichte um den kauzigen Ebenezer Scrooge dürfte allgemein bekannt sein, wodurch zum Inhalt alles gesagt wäre. Falls dennoch Wissenslücken bestehen, sei „Die Geister, die ich rief“ mit Bill Murray oder ganz besonders die Umsetzung der „Muppet Show“ empfohlen.
Wie aber setzen die Skandinavier das Thema musikalisch um? Die Frage ist spannender und deutlich interessanter. „A Christmas Carol“ beginnt zunächst mit etwas instrumentaler klassischer Weihnachtsschwurbelei samt Glöckchen und Klimbim. Dieses wird naturgemäß die gesamte Scheibe über nicht mehr verlorengehen. Wenn jedoch die Gitarren einsetzen, eröffnet sich melodischer Power Metal mit Weihnachtsattitüde und etwas Pathos. Bei genauem Hinhören bekommt man sogar das Gefühl, dass es ein wenig Verrücktheit aus der „Muppet Show“-Interpretation der Dickens’schen Weihnachtsgeschichte in die Kompositionen von Majestica geschafft hat. Das mag auf den ersten Eindruck alles etwas skurril und überladen wirken. Das ist es zwar auch, gleichzeitig birgt es jedoch unerklärlicherweise ebenso Spannung. Denn die Songs bestehen aus einer Mischung aus eigenen Stücken sowie klassischen Weihnachtsliedern. Die Versatzstücke sind dabei hervorragend ineinander verwoben, sodass es Spaß macht, immer wieder zu überlegen, von welchem Weihnachtslied der gerade gehörte Part stammt.
Majestica gelingt mit „A Christmas Carol“ tatsächlich eines der besseren Weihnachtsalben. Das liegt vor allem daran, dass es sich nicht nur um Coverversionen handelt, sondern in den einzelnen Tracks eine Menge Kreativität und eine schöne Story steckt. Für ein paar Durchläufe während der Festtage ist es somit allemal gut. Wenn dann an Heiligabend die Großeltern schon längst schlafen und der Glühwein seine volle Wirkung entfaltet, könnte die Bewertung vielleicht sogar noch etwas besser ausfallen als zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Rezension. Frohe Weihnachten!