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Rat City Dog Boy

Schwedischen Bands scheint es unmöglich zu sein, schlechte Musik abzuliefern. Rotten Mind aus Uppsala machen da keine Ausnahme: Mit seinem inzwischen vierten Album „Rat City Dog Boy“ (Lövely Records) feiert das Quartett den Post-Punk, die Melancholie und die Wut. Auf zu einer Tour de Force durch elf Songs, die wie ein Tornado alles mitreißen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Wo die Reise hingeht, macht bereits der Opener „City Rats“ klar: Die Jungs haben sich zum Rudel zusammengerottet und sind aus ihren Löchern gekrochen, um lauthals und mit ordentlich Druck auf dem Kessel klarzustellen, wer in den Straßen das Sagen hat. Rotten Mind gelingt es mühelos, sich verschiedenster Genres zu bedienen und sie zu einem packenden, maximal elektrisch aufgeladenen Mix aus ungeschliffenem Retro-Feeling und kantigen aktuellen Sounds zu kombinieren.

In einem Track wie „Nothing Left To Give“ paaren sie gekonnt einen winzigen Hauch Emo mit zornigen Gitarren, stakkatohaften Drumbeats, eingängiger Melodie und reichlich „Leckt mich doch alle!“-Attitüde, ohne zu nerven oder gar pathetisch und selbstmitleidig zu wirken. Die Schweden sind angepisst. Sie schreien alles was sie ankotzt raus, während sie metaphorisch durch Uppsalas düstere Gassen ziehen.

Dem Finsteren lässt die Band ohnehin gerne wohldosiert freien Lauf. „I’ve Got No Time“ baut mit seinen walzenden Akkorden eine so dichte Atmosphäre auf dass man meint, beim Zuhören durch eine undurchdringliche Nebelsuppe zu irren. Am Ende des Songs bläst ein fulminantes Drum-Finale den weißen Schleier weg, und das sachte ausklingende Becken weist den weiteren Weg: mit Vollgas in die zweite Hälfte der Platte.

Das durchgehend hohe Tempo hindert Rotten Mind allerdings nicht daran, „Rat City Dog Boy“ mit einem Akustik-Stück ausklingen zu lassen. „And Now It’s All Gone“ nimmt kein bisschen Geschwindigkeit raus, lebt vom gut platzierten Hall in Jakob Arvidssons Gesang und gibt der Hörerschaft mit, dass am Ende doch irgendwie alles gut wird – trotz der Verluste, die man unterwegs vielleicht erleidet.

Rotten Mind hätten ihr Album getrost „Atemlos durch Uppsala“ taufen können. Die Band treibt ihre ZuhörerInnen unbarmherzig vor sich her, fordert ihnen alles an Energie und Emotionen ab und dreht sie gnadenlos durch die Mangel, um sie am Ende mit einem kathartischen Knalleffekt wieder ins Hier und Jetzt zu schleudern. Eine Platte mit Zentrifugaleffekt – blanker Wahnsinn im positivsten Sinne.

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