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Ja Als Ob

Die Donots habens vorgemacht. ITCHY tuns nun auch: Ihre neue Platte „Ja Als Ob“ (Findaway Records) kommt nicht mehr auf Englisch, sondern auf Deutsch daher. Die Reaktionen auf die ersten Singleauskopplungen „Faust“ und „Ja als ob“ fielen in den Sozialen Medien recht positiv bis frenetisch begeistert aus. Zugegeben, die beiden Tracks verbreiten auch in der Muttersprache den alten ITCHY-Spirit – ein bisschen auf die Fresse, ein bisschen Augenzwinkern, ein bisschen Humor und jede Menge Spaß an der Sache und der ironischen Selbstbetrachtung. Doch leider liefert die Scheibe auch ernüchternde Momente.

Während auf „Lights Out London“ (2010) oder „All We Know“ (2017) noch die politische Haltung und die Wut auf alles, was in der Welt gerade schiefläuft im Vordergrund standen, nimmt jetzt die – hin und wieder leicht selbstmitleidige – Innenschau einen prominenten Platz ein. „Gegen den Wind“ ist so ein Song, der nicht nur durch sein poppiges Dahinplätschern irritiert, sondern auch durch seine larmoyante „Alle sind gegen mich aber ich scheiß voll drauf“-Attitüde. Ja, ITCHY gehen mit „Ja Als Ob“ neue Wege und probieren etwas aus. Diese Abzweigung steht ihnen allerdings nicht gut zu Gesicht.

Anders sieht es mit den Titeln aus, die klare Hip-Hop-Einflüsse mitbringen. Wer ITCHY bereits live gesehen hat weiß, dass das Run-D.M.C.-Cover „It’s Tricky“ der Knaller jeder Show ist. „Herzlich Willkommen“ schließt daran nahtlos an und groovt satt in den Boxen. Offen politisch wird es genau einmal, mit „Nicht weg“ – einer klassischen Uptempo-Punk-Nummer, die eine klare Kampfansage an die Rechtspopulisten und Demagogen unserer Zeit ist: Ich steh direkt vor dir // Werd nie kapitulieren // Du kannst brüllen bis Du verreckst // Ich bleib stehen // Ich geh hier nicht weg.

Zugegeben, beim ersten Hören irritiert die Platte Fans, die ITCHY bereits sehr lange begleiten. Nach mehreren Runden „Ja Als Ob“ freundet man sich zaghaft mit dem neuen Look an, nicht zuletzt wegen einiger sehr starker Nummern und der (musikalischen) Experimentierfreude. Die ist allerdings auch die Krux des Albums: Pop und Larmoyanz wollen sich nicht so recht in den ansonsten spannenden, dem ITCHY-Universum als Thema mit Variation huldigenden Sound fügen.

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