|

JARLE SKAVHELLEN – Intimes Sit-In

Auch wenn die Pandemie eigentlich kein Thema mehr sein sollte, hat sich die Kulturbranche noch lange nicht von den Nachwirkungen erholt. So ist auch dieser Abend wieder einmal weit davon entfernt, gerammelt voll oder ausverkauft zu sein. Auf die Schnelle herbeigeholte Rattan-Hocker, bunt im Raum verteilt, vermitteln lustige Stuhlkreis-Vibes. Die Anwesenden sind bestens gelaunt und so können die Last Boys Left loslegen. Auch die Bühne ist heute nur mit zwei Mikrofon- und Gitarrenständern bestückt, was umso mehr zum Gefühl eines sehr intimen Wohnzimmerkonzertes beiträgt. Die Last Boys Left kredenzen ihre Lieder irgendwo zwischen schrammeligem Folkpunk, Geschichtenerzählen und allem, was dazwischen liegt. Manchmal ist das auf ein Minimum reduzierte Maximum genug.

[ngg src=“galleries“ ids=“172″ display=“basic_slideshow“]

Kurz darauf übernimmt Jarle Skavhellen die Bühne, begleitet von seinem Buddy Jonas. Was die beiden auf ihren Gitarrn zaubern, ist wirklich faszinierend. Da stehen sie zu zweit, meist singt Jarle sogar nur alleine, allenfalls sanft begleitet von Jonas‘ Backing Vocals, und haben einen Sound, der dem einer Band in nichts nachsteht: Die zweite Gitarre kann man nämlich auch als Percussion benutzen. Fingerpicking sowieso, und ihre spezielle Art Soli zu spielen erlebt man auch nicht allzu oft.

[ngg src=“galleries“ ids=“173″ display=“basic_slideshow“]

Über das rein Musikalische hinaus geht dieser Abend ganz massiv auf das Melancholie-Zentrum: Nicht selten sieht man das Publikum sich sanft auf den Hockern zur Musik wiegen, verträumt ins Leere blicken oder ganz und gar verzaubert zu sein, was bei Songs wie „Pilots“ oder „Matylda“ leicht fällt.

„The Autobahn says: No!“

Überraschend unterhaltsam wird es, wenn der Sänger kleine Anekdoten aus dem Tourleben zum Besten gibt: Vom Verkehrschaos auf deutschen Autobahnen und dem ewigen Stehen im Stau zwischen den Konzerten; von „geklauten“ Setlisten (schielt subtil anklagend zu Jonas … ) oder dem Unterschied zwischen Nürnberger und Fürther Bier inklusive Meinungsumfrage beim Publikum … Erkenntnis: Beide zu nehmen ist nicht die schlechteste Entscheidung.

Es gibt lustiges Coverraten mit dem Publikum als „Holding Out For A Hero“ von Bonnie Tyler gespielt wird. Allerdings leiten „The Ghost In Your Smile“ und „Levitate“ dann aber auch schon das Ende des Abends ein. Selten hat einem die einsetzende Musik im Club eine solche Realitätsklatsche verpasst: Ein bisschen wie im Kino, wenn einen die einsetzende Helligkeit aus der gerade erlebten Zauberwelt zurückkatapultiert.

Fotocredit: Andre Schnittker

Jarle Skavhellen Bandhomepage

Jarle Skavhellen bei Facebook

 

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar