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Peace In Our Time

Ganze neun Jahre mussten die Fans der Hardcore-Punker aus Kalifornien auf etwas Neues warten. In dieser Zeit sah man sie immer mal wieder auf Festivals und erfreute sich mit einer Träne der Nostalgie im Auge an alten Hymnen. Ihre Energie haben die Herren um Frontmann Russ Rankin über die Jahre nicht verloren. Wie ein paart angepisste Jungspunde rennen sie nach wie vor über die Bühnen der Welt und zeigen, dass sie zu den Ur-Vätern des Hardcore-Punk gehören. Auch auf dem langersehnten neuen Werk geht es wie gewohnt ordentlich nach vorne. Oldschoolige Hardcore-Passagen mit melodischen Refrains – dafür stehen Good Riddance wie schon Claus Hipp mit ihrem Namen.

Es gibt Bands, bei denen will man eine Entwicklung sehen. Diese Bands erfüllen die hochgesetzten Erwartungen nur, wenn die neue Scheibe anders ist, wenn sich etwas verändert. Die U.S.-Punker gehören definitiv nicht zu dieser Art von Bands. ‚Peace In Our Time‘ ist genau das, was man von Good Riddance erwartet. Pure Dynamik, kraftvolle Songs, die schon vor 20 Jahren ebenso eingeschlagen hätten. Sie tun es aber eben heute noch. Die Band klingt nach wie vor nach frischem Hardcore-Punk aus Kalifornien. Vor kurzem veröffentlichten die Kollegen von Strung Out auch ihr neues Album. Die Parallelen sind unverkennbar. Einziger Unterschied: Wo Strung Out immer mal in die metalige Richtung abdriftet, gibt es bei Good Riddance Punk direkt ins Gesicht. Es ist beeindruckend, wie viel Energie manche Bands auch in gesetzteren Jahren noch versprühen können. Sollten Good Riddance zusammen mit Sick Of It All auftreten, wäre das eine Lehrstunde für so manch junge Band, denen schon nach dem zweiten Album die Puste auszugehen droht. Gut, die Band erfindet sich auf ihrem mittlerweile zehnten Full-Lenght-Album nicht völlig neu. Die 14 Songs sind nicht mal besonders abwechslungsreich oder raffiniert arrangiert. Das gewisse Etwas ist jedoch immer noch vorhanden. Die Kalifornier waren und sind schon immer große Sympathie-Träger in der Szene und haben auf den einschlägigen Festivals hierzulande auch schon so manchen Kraftklub-Fan überrascht.

Songs wie ‚Shiloh‘ oder ‚Contrition‘ dürften wieder einige Fan-Herzen vor Freude hüpfen lassen. Das hat nichts mit Nostalgie zu tun. Obwohl … ein bisschen schon, aber gleichzeitig ist es die Freude darüber, dass es etwas Neues von den alten Helden gibt. Good Riddance werden wegen ihrer Vergangenheit geliebt, aber auch für die Gegenwart, denn mit ‚Peace In Our Time‘ haben sie nicht nur ein Album abgeliefert, das Fans zufrieden stellen soll. Nach neun Jahren Aufnahmepause setzt die Band ein Zeichen. Sie sind wieder oder besser immer noch da und haben Bock. Bock auf Songs, die knapp zwei Minuten lang sind und keine Kompromisse zulassen. Die Segel sind gesetzt, zusätzlich der Motor angeworfen. Good Riddance sind bereit, die Bühnen mit neuen Songs im Gepäck zu entern und die Fans werden es ihnen danken. Die Platte als solide zu bezeichnen, weil kein einziger Ausfall, aber auch kein wirkliches Highlight heraus sticht, wäre untertrieben. Auch hat die Band kein Album nach dem Motto ‚gib dem Affen Zucker‘ gezaubert, um Kritikern oder sonst wem einen Gefallen zu tun. Man merkt, dass sich die Kalifornier treu bleiben, ohne dabei langweilig oder nostalgisch zu sein. Schuster, bleib bei deinen Leisten. In diesem Fall eine zutreffende und durchaus erfolgreiche Weisheit.

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